66
Malerei
Die
im
Italiens
Quattrocento.
Etwas mehr Eigenart verrät Domenico di Bartolo Ghezzi
aus Asciano, der seit 1428 in Siena thätig sich ganz in den engen
Bann der sienesischen Kunst fügte, ohne jedoch dadurch zu iiusseren
Erfolgen wie Sano zu gelangen. Allein auch seine Madonnen.
und Heiligenbilder, wie die beiden 1436 und 1437 gemalten in
der stiidtischen Galerie zu Perugia und zu Asciano, zeigen die.
selbe Schwiichlichkeit des Kürperbaues und dieselben schweren
Küpfe auf den langen und mageren Hitlsen, wie die früheren
Sienesen, und auch das ungeschickte Kolorit mit dem reichen,
arlfgehühten Goldschmuck bleibt bei der byzantinisierenden Tradi-
tion unter vollstiindiger Ablehnung aller Horentinischen Einüüssm
Eine dem Domenico Liberlegene Thiitigkeit entfaltete zwar der
vielseitige Lorenzo di Pietro, gena11ntVecchietta,geb. 1412,
gest. 1480, welcher 21.1s Architekt, Bildhauer, Goldschmied und
Maler eine Rolle spielte, aber die greisenhafte Hiisslichkeit seiner
Formengebung (woher wohl sein Zuname), der Mangel an Natur.
beobachtung, die zeichnerischen und perspektivischen Gebrechen
lund das Hache, Haue Kolorit liisst auch bei ihm trotz sorgfältigel-
Technik eher einen Niedergang der Duccioschen Kunst als einen
dem Quattrocento entsprechenden Aufschwung erkennen. Dieg
zeigen die Wandmalereien des Pilgerhauses von Siena mit
priisentationen der Wohlthätigkeite von 1441, die Fresken in
S. Giovanni und im Ratharls daselbst von 1445 und den folgenden
Iahren, und unter den 'l'afelbildern die wMadonnenx in dedUfüzien
(1447), in der Akademie zu Siena (1479) und im Do1n zu Pienzl
Geschah es auch ans Ruhmredigkeit, so müchte man es doch
eher für Entschuldigung halten, wenn er sich in der Inschrift des
Bildes von Pienza wsculptora, in bezeichneten Bronzearbeiten dagegen
wpictom nennt.
Ebenso vielseitig wie der auch als Festungsbarlmeister
thätige Vecchietta war Francesco di Giorgio (1439-1502)
Seine malerische Produktion, nicht ohne einige fortschrittliche
Verdienste in der Richtung eines Botticelli und der Pollajuoli,
war jedoch gering und konnte zu einer systematischen und en
folgreichen Erneuerung der sienesischen Kunst schon aus dam
Grunde nicht führen, weil der Künstler frühzeitig der lvialerei
ganz entsagte, um ausschliesslich als Architekt und Festungs_
baumeister zu wirken. .Man kann übrigens kaum bezweifeln, dass
er als solcher eine achtenswertere Rolle spielte, als er sie mach
dem bezeichneten wKrippenbilde der Galerie zu Siena im Gebiete
der Malerei oder nach den Einzelüguren von 1497 im Dom Zu
Siena in der Plastik jemals hätte erreichen kännen. Nicht hüher