Siena.
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Gegenstand er ausser anderen Madonnen in den Altarbildern der
Akademie zu Florenz und des Louvre auch grässere Dimensionen giebt.
Der Wachsende Einüuss seiner Mitschüler Perugino und Lionardo
mildert seine ursprüngliche Härte, wie in der {Iaufe Christia der
Uflizien, und kommt auch seiner Bildniskunst zugute, von welcher
das Bildnis seines Lehrers Verrocchio in den Ufüzien (K1. B.
5 5 5) eine günstige Vorstellung giebt, ohne dass auch die späteren
Werke seine Befähigung erwiesen, in die Kunstbewegung des
Cinquecento eintreten zu künnen.
Siena.
Während die Malerei Sienas im Laufe des 14. jahrhunderts
einige Vertreter aufzuweisen gehabt, welche den gleichzeitigen
Giottesken in ihrer Art ebenbürtig erschienen. verliert sie im 15.
diese rivalisierende Bedeutung gänzlich. Dem politischen Nieder-
gang der stolzen Stadt entsprechend sinkt auch ihre Kunst von
der relativen Hühe, nicht bloss entwicklungslos an der Tradition
des 14. Jahrhunderts festhaltend, sondern nicht selten diese sogar
vergrübernd und verderbend.
Schon Taddeo di Bartolo batte, wie wir oben gesehen, mit
jenem archaisierenden Zurückgreifen über seine nächsten Vor-
gänger, die trefflichen Lorenzetti, hinaus seinen Nachfolgern das
üble, jeden Fortschritt abschneidende Beispiel gegeben, Welches
nun eine Reihe von sienesischen Malern befolgte, ohne sonst über
Taddeos künstlerische Qualitäten zu verfügen. So Stefano
di Giovanni mit dem Beinamen Sassetta, welcher sich da-
mit begnügte, nach Komposition, Formgebung und T echnik wieder
an dem Byzantinismus der ältesten Sienesen, niimlich an der
Kunstweise eines Ugolino und Segna anzuknüpfen, sowie dies
selbst noch sein letztes um die Mitte des 15. jahrhunderts ge-
maltes Wandbild die wKrünung Mariäix an der Porta Romana zu
Siena beweist. Nicht viel hüher steht dessen Schüler Ansano
oder Sano di Pietro (1406-1481), Welcher hüchstens durch
die Emsigkeit seiner Produktion die unverhältnismässige Wert-
schätzung seiner Landsleute verdiente. Jedenfalls erscheint der
ihm beigelegte Ehrenname eines sienesischen Angelico durchaus
ungerechtfertigt, wenn er auch wenigstens in einzelnen seiner
zahlreichen erhaltenen Bilder die Akademie zu Siena bewahrt
deren nicht weniger als 47 unter den ganz unselbstiindigen
Nachtretern der sienesischen Trecentisten immerhin noch hervorragt.
Reber, Geschichte. 5