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Die
Malerei
Italiens im
Quattrocento.
seines erst 1446 verstorbenen Grossvaters Pesello, aus welchem
Verhältnisse ihm auch der Zuname Pesellino erwuchs, war
auch er vorzugsweise mit den kunsttechnischen Neuerungen be-
schäftigt, doch erscheint er durch gewisse auf Einflüsse von
Andrea. del Castagno beruhende Eigenarten, durch Porträt- und
Genrehaftigkeit seiner Figuren, durch Detailstudium der Land-
schaft und namentlich der Tierdarstellung, nicht ohne Ver-
dienst. Dies beweisen seine auf uns gekommenen Predellen-
stücke in der Akademie zu Florenz, im Louvre, in der Galerie
Doria zu Rom, in den Sammlungen Torriggiani und Buonarotti
in Florenz.
Mehr Erfolge als dem schon 1457 jungverstorbenen Pesellino
waren dem Alessio Baldovinetti beschieden. Geboren 1427
und von den Realisten der ersten Hälfte des Jahrhunderts beein-
Husst, war er noch systematischer als jener der brennenden Frage
bezüglich der Malbindemittel zugewandt. Den wenigst günstigen
Erfolg hatte in dieser Richtung sein Entschluss, die Freskotechnik
durch Wandmalerei mit heissem Ülürniss zu ersetzen. Diese Be-
strebungen wurden durch die Neigung des Malers zu pein-
licher Genauigkeit: und sauberer Durchführung natürlich unterstützt,
wie er auch der erste Künstvler war, der dem landschaftlichen
Detail eine besondere Aufmerksamkeit widmete. Von all diesen
Eigenschaften geben seine seltenen Werke Zeugnis: so die
Wandgemälde mit der Anbetung des Kindes in der Annunziata
zu Florenz und von Tafelbildern die Madonna mit Heiligen und
die Dreifaltigkeit wie die Verkündigung (K1. B. 595) in den
Uffrzien. Nebenher beschäftigte sich Baldovinetti auch mit
Studien über Musivtechnik, welche er als Restaurator erspriessf
lich zu verwerten Gelegenheit fand.
Das durch Uccello in die Malerei eingeführte plastische
Prinzip, Welches übrigens den Ausgangspunkt der meisten Maler
des florentinischen Quattrocento bildet, fand seine weitere Aus-
bildung durch einige Meister, welche sogar überwiegend INIetalL
plastiker waren. Die Malereien eines Antonio Pollajuolo und
Andrea del Verrocchio erscheinen daher nicht bloss plastisch
gedacht, sondern geradezu wie Übertragungen von Silber- und
Bronzegebilden auf die Malüäche, welcher Eindruck durch ge-
steigerte Ültechnik und durch die glättenden Wirkungen von
Lasuren nur gesteigert wird.
Der ältere der Brüder Pollajuoli, Antonio Pollajuolo,
war Goldschlnied, und in Kirchengeräten, Prunkwvaffen und Pracht-
geschirren einer der hervorragendsten Meister der Arnostadt,