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Dle
im
Italiens
Malerei
Quattrocento.
seines lockeren Lebenswandels wie eines erwiesenen Betrugs
wegen wieder verloren, siedelte er nach Prato über, wo ihm
zahlreiche Aufträge entgegenkamen. Aber auch dort schreckte
er nicht davor zurück, eine ihm übertragene Kapellanstelle im
Margarethenkloster dazu zu benutzen, eine junge Nonne, Lucrezia
Buti, zu verführen. Dass der Skandal ohne ernstliche Folgen für
den Mänch blieb, mag wohl darin seinen Grund haben, dass
auch Lucrezia, wie seinerzeit Filippo selbst von den Verwandten,
um sich ihrer zu entledigen, ins Kloster gesteckt worden war, so
dass nicht bloss der mediceische Günner die Sache leicht nehmen,
sondern schliesslich sogar den Papst bestimmen konnte, Mänch
und Nonne zum Zweck ihrer Vermählung der Gelübde zu ent_
binden. Der Vorgang lüste auch keine der vorliegenden künst-
lerischen Verbindlichkeiten für Florenz, Neapel und Prato, wie
auch der die Ausmalung des Chors im Dom zu Prato betreffende
Auftrag dadurch nicht unmüglich ward.
Die letztere unrfängliche Arbeit war schon 1452 begonnen,
aber ein Jahrzehnt lang wenig gefürdert und auf das nach-
drückliche Drängen der Stadtvertreter erst in den jahren 1463
und 1464 im wesentlichen vollendet worden. Die Evangelisten-
und Engelgestalten des Gewülbes mügen schon vor den Stürmen
mit L. Buti entstanden sein. Darauf folgten die Darstellungen
aus dem Leben Johannes des Täufers: auf der rechtsseitigen
Chorwand in der Lünette oben das vWochenbett der Elisabethx,
daneben der xschreibende Zachariase, im folgenden Streifen der
wAbschie-d des johannesknaben von seinen Elterna und daneben
die zWüstenpredigtc, im untersten Streifen die xEnthauptung des
Täuferse, die vÜbergabe des Hauptes an Salome und der Tanz
der letzterenx Der Künstler zeigt sich in diesen Darstellungen
nicht bloss der Grundlage der Kunst des Fra Giovanni entwachsen
und der von Donatello abhängigen Gruppe angenähert, sondern
erscheint sogar bereits als der Vorläufer von Botticelli, gleich aus-
gezeichnet durch klare Zeichnung, breite Gewandung, Manigfaltig
keit und Eigenart der Küpfe, edle und schäne Formensprache wie
durchsichtiges Kolorit. Die Vorzüge des Künstlers treten in den Gex
mälden der linken Chorwand, der vGeburt des Protomartyrs Stephane,
des Patrons von Prato, der sErhebung des Heiligen zum Diakona,
der vHeilung eines Besessenena und der sPredigt des Heiligena,
noch gesteigert entgegen, namentlich in den unteren Bildern, der
(sehr verdorbenen) xSteinigunga und der wBestattung des Heiligencg
Von Prato nach Spoleto berufen, um dort die Apsis der
Kathedrale mit Gemälden zu schmücken, scheint er jedoch nach