Florenz.
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er auch bei der sich vor seinen Augen vollziehenden Ausmalung
der Brancaccikapelle seiner Klosterkirche in den Diensten Masolinos
und Masaccios gedacht werden darf. Im jahre 1430 jedoch
erscheint er bereits mit dem Prädikat eines Malers, 1431 aber
auch als aus dem Kloster verschwunden.
Ohne auf seine in diese Zeit gelegte legendaüsche Ge-
fangenschaft in der Berberei oder auf seinen angeblichen Auf-
enthalt in Padua Gewicht zu legen, bezweifeln wir nicht, dass die
Abenteuer- und Sinnenlust des entlaufenen aber bald wieder im
geistlichen Gewand zu Florenz weiterlebenden Mänches seiner
künstlerischen Entwicklung zugute kam. Seine von EinHüssen
Masolinos und Fra Giovannis ausgehende Kunstanschauung er-
weiterte sich durch sein offenes Auge für die Schünheit der
Natur und vorab der weiblichen. Ein helles und durchsichtiges,
weiches und süsses Kolorit verband sich harmonisch mit der irdischen'
Lieblichkeit seiner zwar wenig korrekten aber reizvollen Zeichnung,
welche sich ebenso in Gegensatz stellte zu dem klassischen Ernste
der Werke Masaecios wie zu dem strengen Studium Uccellos und
Castagnos, und namentlich zu einem mehr malerischerl Stile führte, als
es der plastischerr Erziehung und Anschauung derletzteren müglich war.
Seine frühest nachweisbaren Werke die Malereien im
Karmelitenkloster gingen wahrscheinlich durch den Brand von
1771 zu Grunde zeigen diese Eigenschaften noch mit fühlbaren
Zeichengebrechen verbunden. Die xAnbetung des Kindesa und die
wGeburt Christix in der Akademie zu Florenz, die wGeburt Christia in
der Galerie zu Berlin, die xVerkündigungcr in der Galerie zu
München (K1. B. 541) und in der Nationalgalerie zu London,
die wMadonna mit Heiligenx i1n Louvre und die vKrünung Mariäv)
im Lateran-Museum verraten noch starke Abhängigkeit von
Fra Giovanni, wenn auch bei weicherem Kolorit und gesteigertervu
Realismus. Erst. mit der xKrünung Mariäa von 1441 in der
Akademie zu Florenz offenbart Fra Filippo ein Hinausgehen über
die frühere bescheidene Zeichnung und mehr Berührtsein von den
Errungenschaften seiner Zeitgenossen in der Bildhauerei wie Malerei.
Mehr als alle früheren Arbeiten zeigt dieses' Bild auch den welt-
lichen und sinnlichen Reiz, welcher, von Fra Filippo an die Stelle
des rnystischen und keuschen eines Fra Giovanni gesetzt, seinen Ma-
donnen, wie den Halbiiguren in den Ufüzien (K1. B. 326) und in
München ein von den Werken seines Kunstgenossen in San Marco
grundverschiedenes Gepräge gab.
Als Filippo eine Pfründe in Legnaja, die er auf Betrieb seines
Günners Cosimo de' Medici im Jahre 1442 erhalten hatte,