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in Angriff. Die dort entstandenen Geschichten aus dem Leben
des hl. Stephan und des hl. Laurentius (K1. B. 409, 493, 205-,
415) dürfen als die künstlerisch vollendetste Schäpfung des Meisters
bezeichnet werden. Er blieb zwar auch in diesen" bei seiner
milden, weichen und anmutigen Art, bei dem ruhigen, ergebungs-
freudigen Ausdruck, der seinem eigenen Wesen entsprach und
durch den er sich immer von Masaccio unterschieden hatte, aber
der klassische Einiluss Roms veredelte, berichtigte und bereicherte
seine Formensprache und seine Bewegurngen. Fra. Giovanni starb
am 18. März 1455 im Dominikanerkloster von S. Maria sopra.
Minerva in Rom, wo er die letzten Iahre seines Lebens gelebt, und
wurde auch in der genannten Kirche begraben, das schüne ihm von
Papst Nicolaus V. daselbst errichtete Bildnisgrabmal ebensosehr
verdienend, Wie die ehrenden Prädikate wBeatusrr und aAngelicusa,
welche sich fortan an den Namen des seligen Meisters knüpfen.
Wie Masaccio durch seine Schule eine gewisse Zeit, so war
Fra Giovanni durch sein ganzes Kunstleben hindurch mit der
Tradition des 14. Jahrhunderts in Zusammenhang geblieben, selbst
der hüchste und letzte Ausdruck des mittelalterlichen Transscen-
dentalisnlus in der Kunst. Die letzten Fäden dieser bis zur Mitte
des x5. Jahrhunderts fühlbaren Abhängigkeit wurden Wie in der
Plastik durch Donatello, so in der Malerei von zwei Künstlern
zerrissen, welche in den Bahnen Donatellos wandelnd, die Natur-
beobachtung zur alleinigen Richtschnur erhoben, nämlich durch
Paolo Uccello und Andrea del Castagno. Mit ihnen hatte die
mittelalterliche Tradition ein defmitives, der klassische in Masaccio
wie Ghiberti gleich mächtige Einfluss wenigstens ein zeitweiliges Ende.
Paolo Doni oder Paolo Uccello, wie ihn der Volks-
mund und gelegentlich auch er sich selbst nannte, war zu Ende
des 14. Iahrhunderts in Pratovecehio geboren. Im jahre 1407 in
die Werkstatt des Ghiberti getreten, warf er sich mit Eifer auf das
Naturstudium, das ihm jede aus Tradition und Antike erwachsene
Idealisierung zu verbieten schien. Dabei vorzugsweise angezogen
von den Fragen der Perspektive und der Verkürzung, welche die
damaligen Bildhauerateliers lebhaft beschäftigten, scheint er mehr
gezeichnet als modelliert zu haben, und kam so und zwar ohne
speziellen Malunterricht zur Malerei. Der Mangel fachtechnischer
Unterweisung machte sich auch nur zu sehr geltend, als er, zum
zuständlichen Andachtsbild seinen Bestrebungen nach ganz un-
befähigt, den seinen Neigungen sehr entsprechenden Auftrag erhielt,
eine Serie von Schlachtenbildern für die Villa. Bartolini in Gualfonda
bei Florenz zu malen. Denn die drei davon erhaltenen Stücke,
Reber, Geschichte. 4