Florenz,
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wie die verhältnisznässige Kleinheit der Küpfe und Extremitäiten
dem Masolino ferner als dem noch in der Entwicklung begriffenen
Masaccio. Es folgte darauf das obere Gemälde der rechtsseitigen
Wand mit der wWiedererweckung der Tabitaa und der vHeilung
des Lahmen durch den hl. Petrusa, in welchem sich weitere Fort-
schritte in Hinsicht auf Schünheit, Naturwahrheit und Mannigfaltig-
keit wie an vornehmem Ausdruck entfalteten, die man an Masolinos
sicher späteren Arbeiten (Castiglione d'O1ona) vermisst. Als das
Hauptstück aber darf der vZinsgroschena (K1. B. 703) an der
oberen Hälfte der Linkswand gelten, in welchem Bilde Masaccio
wie in keinem früheren die Grossheit der Giottdschen Komposirion
erreicht und zugleich den Weg monumentaler Schüpfungen seinen
Nachfolgern bis Raphael bereitet. Die kräftige naturwahre Schün-
heit der Formen, die Bewegungsfähigkeit der Gestalten, die
energische Wahrheit und Tiefe des Ausdrucks, die würdige Geberde,
der breite plastische Reichtum der Drapierung, zeigt die Malerei
vüllig gleichen Schrittes auf dem von den drei grossen Renaissance-
bildhauern jener Zeit beschrittenen Wege. Dazu gewinnt die
Malerei bereits einen gewissen Grad von Helldunkel und lässt
auch über die Beobachtung der Luftperspektive in der Land-
schaft keinen Zweifel.
S0 auffallend der Fortschritt vom ersten Bilde des Cyklus
(Sündenfall) bis zu dem letztgenannten auch ist, so erscheint
doch der Gegensatz nirgend schlagender als zwischen dem
wSündenfallx und der gegenüber an der Jinksseitigen Eingangs-
laibung gemalten wVertreibung aus dem Paradiesea. Denn da.
beiderseits dieselben Personen zur Darstellung gelangen, stellt
sich in dem letzteren die künstlerische Freiheit und Wahrheit
in Komposition, Formgebung, Bewegung und Ausdruck der noch
unlebendigen Gebundenheit, Schüchternheit und Mangelhaftigkeit
um so sprechender gegenüber. Dieselben Vorzüge zeigen die wPredigt
des Apostels Petruse und der naufende Petrusa links und rechts
vom Altar an der Schlusswand der Kapelle: die gedankenvolle
Aufmerksamkeit der Hürer in dem einen Bilde erscheint ebenso
wahr empfunden und wiedergegeben, wie das früstelnde Harren
der entkleideten tadellos gezeichneten Täuüinge. Und kaum geringer
erscheinen auch die beiden unterhalb dieser an der Altarwand
angebrachten Ge1nälde vPetri Krankenheilunga und zAhnosen-
spendea. Das Doppelbild vAuferweckung des Künigssohnes durch
Petrusa und wPetrus auf der Cathedrae (K1. B. 716), unter
dem vZinsgrdschenr an der linken Seitenwand befmdlich, voll-
endete Masaccio nur mehr bis auf einige Figuren der Mitte und