44
Die
Italiens
Malerei
im
Quattrocento.
scheinen die xKreuzigunge und die wGeschichte der hl. Katharinaa
daselbst die Behauptung Vasaris, dass dieser Freskencyklus von
Masaccio herrühre, zu bestätigen. Denn während nicht ver-
kannt werden kann, dass die Gemälde der Art Masolinos
noch sehr nahe stehen, wie dies bei dem damals zwanzig-
jährigen Schüler, der vielleicht von Masolino selbst dem ihm
bekannten Stifter Cardinal Branda Castiglione empfohlen worden
ist, ganz begreiüich erscheint, geht doch das Kürperstudiuruu, die
Lebendigkeit der Handlung, die leidenschaftliche Bewegung,
ja selbst die- Perspektive und Architekturdarstellung bereits
merklich über das hinaus, was Masolino einige jahre später
für denselben Besteller in Castiglione d'O1ona zu leisten ver-
mochte.
Man darf annehmen, dass Masaccio um 1422 von Rom
wieder nach Florenz zurückkehrte, wo eben infolge einer von
Felice Brancacci ausgehenden testzunentarischen Stiftung einer
Kapelle der Karmelitenkirche zu Florenz Masolino den Auftrag
erhalten hatte, diese auszumalen. Masolino scheint jedoch
nicht weit über die jetzt verschwundenen Gewülbemalereien
hinausgekommen zu sein, als er sich entschloss, der Einladung
des Filippo Scolari (Pippo Spano) zufolge, sich auf mehrere
Jahre nach Ungarn zu begeben, wo er sich besser gelohnter
Arbeit versehen mochte, als sie die Brancacci-Kapelle dargeboten
haben dürfte. Die rümischen Erfolge des zu so gelegener Zeit
zurückgekehrten einstigen Schülers mochten Masolino berechtigen,
den Masaccio ais Nachfolger für die begonnene Arbeit viel-
leicht zum zweitenmale zu elnpfehlen, und so entstand jener
folgenreiche Freskencyklus, der in rapider Steigerung des künst-
lerischen Vermügens des jungen Meisters die italienische Malerei
in eine neue Epoche versetzte und als das Erstlingswerk der
Renaissance in der Malerei die Kunst des Pinsels den gleich-
zeitigen Leistungen der Plastik und Architektur würdig an die
Seite stellte.
Ohne Zxveifel begann Masaccio mit der für den Eintretenden
rechten Seitenwand der Kapelle, und zwar zunäichst mit dem
xSündenfall der Stammelterne am oberen T eile der Laibung des
Eingangsbogens. Das Bild steht mit der Art Masolinos in
einiger Beziehung, sodass es noch zu den Arbeiten desselben
gezählt worden ist, Allein abgesehen davon, dass es künstlerisch
die direkte Fortsetzung des Freskencyklus von S. Clemente bildet,
liegt es ebenso durch die Vorzüge klassischer Formstudien und
plastischen Sehens wie anderseits auch durch seine Schwächen,