Das
Italien.
übrige
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jenen Orten erfreute, wohin sie von Florenz oder Siena aus ge-
tragen wurde. Es bestand zwar in allen grüsseren Städten von
Venedig bis Palermo gleichzeitig mit dem Erstehen des Cirnabue,
Giotto und Duccio wenigstens einiger Betrieb, wenn auch zum
grüssten Teil in Abhängigkeit einerseits von der Mosaikarbeit,
anderseits von der Illumination. Durchgängig jedoch war dieser
eine unmittelbare Fortsetzung der sogenannten byzantinischen
Art, welche in fast tausendjähriger Eingewühnung in Italien noch
mehr als in den übrigen Ländern der" Christenheit eine gewisser-
massen doginatische Geltung in der fast ausschliesslich kirch-
lichen Kunst erlangt hatte. Fehlte es dabei auch nicht ganz an
individuellen und lokalen Zügen, so waren diese keineswegs von
der Art, an dem ganzen Charakter eine wesentliche Besserung zu
erwirken. Drang und Ffihigkeit zu einem wirklichen Aufschwung
erwachte in dem durch Iahrhunderte hindurch entwicklungslosen
Betriebe erst durch Horentinische und sienesische Impulse.
Die Schablonenmässigkeit des Byzantinismus erleichterte
der sienesischen Kunst, welche selbst dieses Element nie ganz
abzuschütteln vermochte, das Eindringen in die italienischen
Werkstätten mehr als der Horentinischen. Daher das Über-
wiegen sienesischer Einflüsse in den nächstbenachbarten tos-
kanischen und mnbrischen Gebieten.
So in Pisa, das trotz seiner erfolgreichen baulichen und
bahnbrechenden plastischen Thätigkeit selbst keinen Maler von
hervorragender Berleutung zu verzeichnen hat, und sich deshalb
auf Horentinische und besonders sienesische Aushilfe angewiesen
sah. Denn ein Betto und Turino Vanni, ein Iacopo di
Michele, ein Cecco di Pietro, Getto di Giacobbe,
Andreoccio di Bartolomeo, ihrer Richtung nach zu Siena.
inklinierend, konnten sich kaum mit dortigen Malern zweiten
Ranges messen. Dasselbe gilt von Luxcca, wo wir einen Angelo
Puccinelli thätig fmden.
Noch entschiedener gestaltet sich das sienesische Uber-
gewicht in den nächstliegenden Gebieten Umbriens, vorab in
Gubbio und Fabriano. In der ersteren Stadt hatte der Illu-
minator Oderisi, der zRuhm Agubbiose, wie ihn Dante nennt,
um 1300 sich über seine Zeitgenossen erhoben. Der miniaturi-
stische Stil xferbunden mit Einwirkungen der Mosaicistenschule
von Gubbio, haftet auch dem ersten nennenswerten Tafel- und
Freskomaler Guido Palmerucci an, welcher als ein Zeit-
genosse des Simone di Martini auch zweifelios sienesische Ein-
flüsse empfmg. Diese Kombination giebt ebenso den weiteren