Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

Sieria. 
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einem Atelier und häuüg mit ihm gemeinsam arbeitete, so zeigt 
dieser schon in seinen zwei Fresken von 1331 in S. Fran- 
cesco zu Siena, den aPapst Bonifazius mit dem hl. Ludwigx und 
das xMünchsmartyrium vor dem Sultane darstellend, neben der 
konventionellen Art der Schule Duccios schon mannigfaltigere, 
freie und individuelle Züge. Doch mehren sich diese an 
seinem Hauptwerk, den drei grossen allegorischen Fresken, 
welche er 1337-1339 in der Sala dei Nove des Palazzo 
della Signoria zu Siena malte, die xSegnungen der Gerechtig- 
keit und des Friedensa, die xWirkungen eines guten Regimentsa 
und die xtraurigen Folgen eines schlechtenrc darstellend. Man 
empfindet zwar noch deutlich die Nachklänge der Duccidschen 
Schule und der Maestä-Bilder von Simone und Lippo in der 
byzantinisierenden Gebundenheit der Komposition, aber die 
Werke leisten mehr als alle vorausgegangenen und gleich- 
zeitigen Sienas an Reife und Monumentalität. Die veralteten 
konventionellen Formen verschwinden, die Bewegungen erscheinen 
natürlicher, der Ausdruck ist massvoll, die Charakterdarstellung 
ruhig, das Kolorit und die Ausführung geschickter. Ambrogio 
vermag nicht Tüne von der Energie anzuschlagen, Wie sie dem 
Pietro zu Gebote stehen, aber er verfügt dafür über einen 
weichen Reiz in Pose, Formgebung und Ausdruck, der z. B. 
die allegorische Figur der ,Pax' zu einer der schänsten Dar- 
stcllungen sienesischer Kunst erhebt. Es folgen darauf noch 
einige wenige datierte Tafelbilder, Wie die wDarstellung Iesu im 
Tempela von 1342 in der Akademie zu Florenz oder die yVer- 
kündigungr von 1344 in der Akademie zu Siena. Über 1345 
hinaus aber findet sich von ihm keine Nachricht, so dass wohl 
angenommen werden darf, Ambrogio sei Wie sein Bruder 
Pietro 1348 der Pest erlegen. 
Eine Anzahl von Schülern oder Nachahmern der beiden 
Lorenzetti, Wie Bartolomeo di Messer Bulgarini, Bar- 
tolo di Maestro Fredi, Andrea Vanni, Paolo di 
Giov. Fai und Niccolo Bonaccorso, waren ohne selbst- 
ständige Bedeutung. Hüheren Rang erreicht erst wieder ein 
Schüler des Bartolo di Fredi, Taddeo di Bartolo, der Sohn 
des sonst unbekannten Malers Bartolo di Mino, geb. nach 
1361, gest. 1422. Er bietet das bemerkenswerte Schauspiel 
des archaisierenden Zurückkehrens zu eineri älteren Tradition, 
nämlich des Rückgreifens auf die Art eines Duccio und Ugolino, 
deren schwere Formen er zum Teil an die Stelle jener der 
Schule der Lorenzetti setzt, Trotzdem der tüchtigste "Meister
	        
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