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Deutschland.
Davidze de Heem in Antwerpen zu mehr farbiger Auffassung ge-
bracht, aus dessen Schule endlich Maria Sibylle. Merian ans
Frankfurt, 1647 1717, und wvenigstens mittelbar Ernst
Studen, geb. 1657 zu Hamburg, hervorgegangen sind. Dabei ist
auch des bereits als Tiermaler erwähnten Hamburgers Werner
Tamm, im Blumenstück von nicht geringerem Verdicnst, aber-
mals zu gedenken.
Es sind im wesentlichen drei Residcnzen und drei Reichs-
städte, in welchen die deutsche Kunst des 17. Jahrhunderts ihre
hauptsächlichste Pflege fand: Prag, Wien und München einerseits,
Frankfurt, Nürnberg und Augsburg anderseits. Dabei überwiegt
an den Fürstensitzen Italismus und Historienmalerei, in den
Reichsstädten niederländischer EinHuss und Zimrnerschmuck, welcher
letztere übrigens auch namentlich an den kleineren Häfen als
Kabinettskunst allmählich an Geltung gewinnt.
Im
aehtzehnten
J ahrhundert.
Schon der obenerwähnte Joh. Franz Rottmayr in Wien hatte
die dekorative Wand- und Deckenmalerei des 17. jahrhunderts
in ihreln Effekte dadurch zu stcigern gesucht, dass er in den
Glorien und Apotheosen, wie sie in den deutschen Kirchen- und
Palastmalereien nicht minder Eingang fanden, als in den italienischen,
den verwilderten Barockmalern der Nachfolge Correggios nach-
eiferte. Diese Riehtung gelangte nun im 18. ]ahrhundert in
Deutschland nicht bloss zu allgemeiner Beliebtheit, sondern auch
zu einer nicht zu unterschätzenden Ausbildung. In der 'l"hat
gehüren diese Wolkengaukeleien zu den hervorragendsten Leistungen
der süddeutschen Malerei jenel" Zeit, und stehcn an Kühnheit der
Komposition, Geschicklichkeit der Perspektive, Frische der Farbe,
Handfertigkeit der technischen Ausftihrung und an fesselnder
Wirkung den Arbeiten eines Ricci und Tiepolo in Venedig, wie
denen des Neapolitaners Solimena kaum nach. Die Hauptträger
dieses Kunstzweiges sind die beiderl Südtiroler Mich el A n gelo
Unterberger, 1695-1758, und Paul Troger, 1698 bis
1777, namentlich aber Daniel Gran, gel). 211 KWiCH, gestorben
zu St. Pülten. Vermochten alle drei die riesigsten Wand- und
Deckenfelder leicht, ja spielend zu bewältigen, so wirken besonders
Grans Werke, das allegorische Kuppelgelniilde der Kaiserlichen
Bibliothek zu Wien, wie die Malcrcien der Schlüsser Schünbrunn
und Hetzendorf oder im Schwarzenberg-Palais zu Wien geradezu