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F rankreich
und
England.
London. Man schwelgte in der Wiedergabe der Zeittracht, in
Porträtwahrheit der Küpfe, in der gesunden Nüchternheit der"
Komposition im Gegensatz zu der verlogenen Nacktheit oder zu
dem Bühnenkostüm der Idealisten, und nahrn dafür künstlerische
Gebrechen, wie sie den transatlantischen Autodidakten anhafteten,
germe mit in den Kauf.
Im Gebiete der Genremalerei steht der älteste selbständige
Künstler Englands, William Hogarth, 1697-1764, obenan.
Als Schüler Thornhilis von Haus aus Bildnismaler, gelangte er
ganz ans sich selbst zu seinem eigentlichen Kunstzweige, dem satiri-
schen Genre. Seine künstlerische Qualität leidet allerdings durch
den Umstand, dass stets der Inhalt seiner Darstellungen die kunst-
tecbnische Bewäitigung seines Stoffes überwiegt, welche er dem
Bestreben, eindringlich und moralisch lehrhaft zu werden, unbedingt
opfert. Aber er wurde bahnbrechend durch das bewusst t'est-
gehaltene Prinzip, nicht mehr der Tradition und berühmten
Mustern, sondern der Natur allein zu folgen. Dazu entfaltete er
sich als der erste nationale Künstler dadurch, dass er der engli-
schen Eigentümlichkeit des trockenen Humors, der, wenn ihm eine-
moralische Tendenz zu Grunde liegt, von kaustischer Schärfe sein
kann, greifbar widerspiegelt. Um seinen Zweck zu erreichen,
wählte der Künstier mit Vorliebe die Form von Bilder- beziehungs-
weise Kupfersiichserien, in welchen er den Verlauf seiner Ab-
schreckungsgeschichten in den Hauptzügen schilderte. Diese sind
das xLeben einer Dirnea von 1723, jetzt nur mehr stückweise
vorhanden, das zLeben eines Wüstlingse von 1735, in acht
Bildern im Soane-Museum in London, die wHeirat nach der
Modea von 1745, in sechs Bildern in der Nationalgalerie zu London,
und die xParlamentswahlc-zna von 1755, in vier im Soane-Museum
befindlichen Bildern. Daneben gingen verschiedene Einzelbilder,
wie das wPunschgelagea, die wKermera und der vMusiklehrercc
in Petworth, der vDichter in Nota im Grosvenor-House und der
wMarsch nach Finchieya im Findlingspital zu London. Nicht
minder bedeutend sind seine Bildnisse durch ihre ungeschminkte
gelegentlich outrierte Wahrheit und Unmittelbarkeit, im Gegensatz
gegen die aufgeputzte und gezierte Art der franzüsischen Zeit-
genossen, oder gegen die idealisierende eines Reynolds. In seinen
kirchlichen wie profanen Historienbildern aber macht sich das
Ungenügende seiner Befähigung zum Idealgebiet in einer Weise
geltend, die nur bedauem lassen, dass er sich auf diesem seinen
Gaben ganz unzugänglichen Gebiete überhaupt versucht hat.
Neben ihm kann von dem Schotten David Allan, 1744 bis