Die
Englands.
Malerei
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schen Neigungen passlich erschien, aber alles so mit eigenem
Naturstudium verschmolzen, dass schliesslich doch etwas Persänliches
resultierte. Wie seine fünfzehn akademischen Reden zeigen,
Raphaelit und Buonarottist mit dem Munde, aber Kolorist von
Herz und Pinsel, entwickelte er sich namentlich im Bildnis zu
einem der bedeutendsten Meister nicht bloss Englands seit den
Tagen van Dycks, mit welchem er auch eine gewisse Auffassungs-
verwandtschaft darbietet (K1. B. 294. 720), sondern seiner ganzen
Periode. Dass auch unter den zooo Bildern, welche er gemalt haben
soll, manche sehr geringwertige sich ünden, zu denen besonders
seine späteren zählen, ist um so erklärlicher, als auch er wie van Dyck
stets nach Aufträgen im Historienfache strebte und das Porträt, das
doch stets seine Stärke war, oft nur zwangsweise pfiegte. Während
aber seine mythologischen und allegorischen Bilder schwach, er-
scheinen seine genreartigen Bildnisse hochst reizvoll. S0 das
xAlter der Unschulde in der Nationalgalerie zu London, die
sRobinettaa in Windsor, der rSchuljungea in Warwick-Castle,
das xErdbeermädchene in Bowood und bei Sir Richard Wallace
in London und das vMädchen mit der Mausefallez bei Lady
Holland. Von den Nachfolgern Reynolds künnen John Hoppner,
1758-1810, John und George Watson,
1767-1830, nur genannt werden_ Auch Thomas Lawrence,
1769_183o, Reynolds berühmtester Schüler und seinerzeit ebenso
gefeiert wie sein Meister, vermag heutzutage nicht mehr den Ein-
druck bleibender Geltung zu machen.
Ein Zägling der Reynoldschen Schule, james North cote,
1746-4831, wandte sich mit mässigem Erfolge der eigentlichen
Geschichtsmalerei zu, welche schon einige Zeit in ziemlich ur-
wüchsiger Weise geblüht hatte. Denn seinen Shakeslaearebildern
wie auch den antikisierenden Bildern des james Barry, 1741
bis 1806, waren die Werke von zwei Amerikanern zur Seite
getreten, welche dem realistischen und praktischen Sinne der
Nation weit zusagender waren, als die Verkürperung von Dichter-
szenen oder hohler Klassizismus, nämlich die Darstellungen von
Hauptbegebenheiten aus der Zeit. S0 hatte John Singleton
Copley, geb. 1737 in Boston, gest. 1815, mit wWilliam Pitts
Endea und mit dem vTod des Majors Pierson auf Jerseya in der
Nationalgalerie zu London, vorab aber .mit der wEntsetzung von
Gibraltarr im Guildhall zu London ebenso alle Augen auf sich
gezogen, wie der Pennsylvanier B enjamin W e st, 1738_182o,
mit dem vffod des General Wolfe bei der Eroberung Quebecsa
und mit der Schlacht bei La Hogue in Grosvenor House in
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