Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

Genre, 
und 
Lands ch aft 
Stillleben 
Frankreich. 
38s 
1737-18o6, die Richtilng seines Meisters und EinHüsse von 
Watteau (K1. B. 204). 
Neben diesen mehr idealen und poetischen Genremeistern 
fehlt es aber auch nicht ganz an eigentlichen Realisten. An der 
Spitze steht Jean-Simeon Chardin, 1699-4779. Zunächst 
Stilllebenmaler hatte 61' die objektive Beobächtungstreue auch auf 
die Menschendarstelhlng bürgerlicher Kreise übertragen, bei welchen 
das Stillleben noch eine gleichwertige Rolle spielt. Sind dabei 
auch die Küpfe ohne besondere Feinheit, so wirkt doch seine 
schlichte N atürlichkeit und die Unmittelbarkeit seines Kolorits immer 
anziehend (K1. B. 666). Mehr Empfindung wusste ] ean  Baptiste 
Greuze, geb. 1725 zu Tournus in Burgund, gest. 1805 in Paris, 
in seine meist sentimentale bürgerliche Szenen enthaltenden Dar- 
stellungen zu legen. So in der wDorfbrauta im Louvre (K1. 
B. 282) im wväterlichen Fluclw ebenda, im xTOd des Gicht- 
brüchigem in St. Petersburg (K1. B. 18) in der sMutter mit ihren 
Kindernc in Buckingham Palace zu London u. a. m. In besonderem 
Ansehen standen aber seine Miidchenbildnisse meist aus dem 
Backüschalter in Küpfen, Brustbildern und ganzen Figuren, unter 
welchen das xMädchen mit dem zerbrochenen Kruga im Louvre 
wohl das bedeutendste, a11e aber (K1. B. 35e. 384. 480) von hüherem 
Reiz sind, als die meisten seiner eigentlichen Genrebilder. 
Der Begründer der franzüsischen Landschaftsmalerei ist der 
schon besprochene Nicolas Poussin. Gewiss war es Annibale 
Caracci und seine Schule gewesen, welche dazu die Anleilung 
gegeben, wie auch die landschaftlichen Hintergründe Tizians nicht 
ohne Einüuss waren, aber in der Hauptsache war die Poussinsche 
Landschaft doch das Ergebnis der Naturstudien des Künstlers in 
der Umgebung von Rom, bei welchen indes ausgiebige Stilisierung 
im klassischen Sinne wieder einen grossen T cil der Ursprünglichkeit 
durch einen gewissen Konventionalismus benahm. Während aber 
Nicolas diesen Kunstzweig nur nebenbei kultivierte, Warf sich sein 
hervorragendster Schüler, nämlich sein Schwager Gaspard 
D u g h e t, wegen seinerBeziehungen zu Nicolas oft geradezu G as p ard 
Poussin genannt, geb. 1613 in Rom, gest. daselbst 1675, aus- 
schliesslich auf die heroisch pastorale Landschaft. Der produktive 
Künstler blieb auch durch den Umstand nicht ohne Verdienst, 
dass er wie sein Schwager nie aufhärte, bei seinen Idealkompo- 
sitionen hinsichtlich der Gesamtstimmung wie der Details die Natur 
zu Rate zu ziehen. Die einfache Grossheit seiner Züge erscheint 
freilich neben den Arbeiten des Nicolas nicht immer neu, und ist 
in ihrer Behandlung manchmal zu summarisch, um selbst an Wand-
	        
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