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England.
und
Frankreich
scheint Antoine Watteau, der bedeutendste franzüsische
Künstler des x8. jahrhunderts und woh1 der hervorragendste Meister
seiner Zeit überhaupt. Geb. 1684 zu Valenciennes. hatte er eine
sehr eigenartige Schule genossen und viel handwerklich an Theater-
dekorationen gearbeitet, bis er zu dem Stecher Claude Gillot und
endlich an die Akademie gelangte. Als er diese verlassen, war
ihm nur mehr wenig über ein jahrzehnt beschieden, aber es
gelang ihm, sich in der kurzen Zeit bis an seinen frühzeitigen
Tod (1721) unsterblich zu machen. In seinen frühesten Arbeiten
an die Art des Teniers gemahnend, wird er allmählich, ohne an
Farbigkeit zu verlieren, weicher, freier und toniger, obwohl auch
seine späteren Arbeiten die Jugendeindrücke nicht verkennen
lassen, welche er in seiner vormals vlämischen Heimatstadt von
Antwerpen her empfangen haben mochte. Dazu lassen aber die
vFätes galantesa, sein Lieblingsthema, darüber keinen Zweifel, dass
deren Anordnung mehr den Bühneneindrücken als der Wirk-
lichkeit entnommen sei, wie auch das Arrangement seiner Liebesgärten
dem Bühnendecor entlehnt erscheint. Aber wie er diese Szenerieen
mit einern von keinem Zeitgenossen erreichten künstlerischen Takt
in natürliche Parkszenen zu übertragen vermochte, so wusste er
seine Darstellungen des elegant üppigen Genusslebens der hüheren
Stände mit einer Wohlanständigkeit und Poesie zu umkleiden,
welche das Entzücken ihrer Zeit wie der Nachwelt erwecken
mussten. Zu seinen berühmtesten Stücken zählen die wEinschiffrlng
nach der Insel Kytheree von 1717 im Louvre, die vGesellschaü
arn Parkseea ebenda (K1. B. 2 58) die wSchäferstundena in Chantilly,
xdie Dorfbraum im Soane-Museum zu London, der 213211144 im
Dulwich College bei London und die vLiebesfestea in Dresden
und Berlin. Seine Werke ünden sich in vielen Galerien Europas,
in grüsster Zahl im Besitz des deutschen Kaisers (ans dem Nach-
lass Friedrich des Grossen) (K1. B. 654), im Louvre und bei Sir
Richard Wallace in London.
Von Watteaus Nachfolgern müssen wir uns begnügen die
zwei tüchtigsten, Nicolas Lancret, 169ofI743 (K1. B. 660),
und jean-Baptiste-jos. Pater, 1696-4736 (K1. B. 270),
nur zu nennen. Wie aber Boucher selbst. der von Watteau nicht
unberührt geblieben war, in seinen Genrebildern die feine decente
Art Watteaus einigernrassen vergrüberte, so ist dies auch bei seinen
Schülern Pierre-Antoine Baudouin, 1723-1769, und
Jean-Baptiste Le Prince, 1733-1781 (K1. B. 522), der
Fall. Zu einer seltenen Weichheit und Zartheit aber verbindet ein
anderer Boucherschüler, der begabte Je an H on or e Fragonard,