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Frankreich
und
Englam
Reiz dieser Auffassung gegenüber musste der Versuch scheitern,
die Tradition aufrecht zu halten, sowie er von der rümischen
Schule, dem nach N. Poussin gebildeten Antoine Rivaltz aus
Toulouse, 1667-1735, und dessen Schüler Pierre Subleyras,
1699-1749, gemacht wurde. Die Pariser Schule behauptete das
Feld, obwohl zunächst geringere Kräfte, wie J. B. Santerre,
Sohn des schon genannten Frangois de Troy (K1. B. 690), und
Louis Silvestre, 1675-1760, meist in Dresden thätig, die
Tradition in Bahnen leiteten, wie dies in Italien durch Tiepolo
geschehen war. Auch von deren nächsten Nachfolgern, einem
Jean Restout, 1692-1768, dem Bi1dnisma1er]ean-N1ar(;
Nattier, 1685-1766, und den bis 1817 in ununterbrochener
Tradition wirkenden Sühnen, Enkeln, Urenkeln und Urenkelkindern
des Louis van Loo, 1640-1712, wie von Charles-Antoine
Coypel, 1694-1752, dem Sohne des Antoine, ist nichts Gün-
stigeres zu sagen.
Unter diesen ragt Frangois 1e Moine, 1688-1737,
dessen he11e Farbigkeit an vlämische Studien erinnert, zunächst
dadurch hervor, dass er nicht b10ss koloristisch belebend wirkte,
sondern auch zunächst nebenbei den Reigen der beliebten fetes
champetrey der Regentschaft eroffnete. Überdies gewinnt er an
Interesse durch seine beiden Schüler Natoire und Boucher,
Charles-Joseph Natoire aus Nimes, 1700-1777, reizvoll
insbesondere in den Putten seiner mythologischen und allegori-
schen Darstelhlngen wie in dek0rativen1 Wandschmuck überhaupt,
wird freilich von Frangois Boucher, 1703-1777, verdunkelt,
welcher ebenso als der tonangebende Historienmaler des 18. Jahr-
hunderts und speziell der Zeit Ludwig XV. zu betrachten ist, wie
Le Brun als jener der Periode Ludwig XIV. WVie keiner seiner
Zeitgenossen die Anschauungen der Pompadours begreifend, wusste
dieser den tändelnden Sinnenreiz seiner meist olympischen Dar-
stellungen mit einer genialen Zeichnung und leichten Ausführung,
wie mit einer zarten zum Rokoko passenden Farbe zu verbinden,
we1che seine freilich mehr für Boudoir- als Saalschmuck passenden
Werke zu den gesuchtesten seiner Zeit machte. ln der Rege]
für Decken- und Wandschmuck arbeitend, lieferte er doch auch
eigentliche Staffe1eibi1der, von welchen die meisten, und zwar
neben wenigen Bildnissen meist mythologische Darstellungen,
sich in London und Stockholm (K1. B. 48), andere im Louvre
(K1. B. 246), im Schloss und in der Galerie zu Berlin, in St. Peters-
burg, Schleissheim u. s. w. befinden.