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Frankreich
und
England.
wenn er es auch in seinen Gemälden nur stilisiert und im idealen
Sinne zur Verwendung brachte. Dieselbe klassische Stilisierung
zeigt auch die von dem Künstler im Sinne Caraccis mit gutem
Erfolg gepüegte Landschaft. Dass bei diesen Prinzipien das kirch-
liche Bild hinter dem mythologischen und klassisch geschichtlichen
zurückblieb, ist begreiüich. Wenn es aber auch Poussin gelang,
der Antike ziemlich nahe zu kommen, so bleibt doch allen seinen
Werken eine verstandesmässige Kälte, etwas Berechnetes und Kon-
ventionelles, was zwar der Gesamtstimmung der Mitte des 17. Jahr-
hunderts ganz entspricht und stets vornehm wirkt, aber doch nicht
erlaubt, den Künstler zu den erlesensten Meistern aller Zeiten
zu rechnen.
Mehr als Rivale, denn als Naehfolger, erscheint Philippe
de Champaigne, geb. 1602 in Brüssel, aber frühzeitig nach
Paris gelangt, wo er seine Ausbildung, wie Nicolas Poussin, bei
Georges Lallemand von Nancy vollendete und mit Nicolas in den
dekorativen Malereien des Palais Luxernbourg seine Laufbahn be.
gann. Bis an seinen Tod 1674 hauptsächlich mit Kirchenmalerei
beschäftigt, in welchem sich seine strenge jansenistische Haltung
bestimmt von dem prunkhaften jesuitenstil unterschied, ünden wir
ihn mit Erfolg auch im Bildnis (K1. B. 35) "thätig, bei dem ihm
das, was er noch aus seiner niederländischen Schule mitgebrarcht
zu haben scheint,'woh1 zu statten kam. Einen dritten Schüler
Lallemands, Laurent de 1a Hire, 1606-4656, wie den nächsten
Nachfolger des Nicolas Poussin, Jacques Stella aus Lyon,
1595-1657, kännen wir nur nennen. Wir verweilen auch nicht
bei Sebajstien Bourdon aus Montpellier, I6I6--I67I, in Rom
nach den Caracci" und nach N. Poussin gebildet, einem Eklektiker
wfonreinstem Wasser, an dessen Kirchenbildern man die entlehnten
-Tei1e stückweise zu erkennen vermag.
Aus Vouets Schule aber sind drei ihrer Zeit hochgefeierte
iMeister hervorgegangen. Zunächst Pierre Mignard aus Troyes,
von seinem geringeren BruderfNicolas, genannt
-Mign2_ird' d'Avignon, als Mignard le Romain unter-
schieden. Ein liebenswürdiger, aber keineswegs sonderlich eigen-
lartiger Künstler, batte dieser, nach mehr als zwanzigjährigem Auf-
enthalt in Italien, durch das Riesenkuppelgemälde der wGlorie
,der Dreifaltigkeita in der Kirehe VaF de Gräce zu Paris ein Auf-
;sehen erregt, welches ihn einüussreich genug machte, um an die
rSpitze der Opposition gegen die Künigliche Akademie zu treten.
Der zweite war Eustache Le Sueur, 1616-1655, der seine
etwas schwächliche aber einschmeichelnde Art vornehmlich aus