Velazquez
Murillü.
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Tristan, eines Schülers des Toledaner Malers Theotocopuli nicht
unempfänglich blieb. Mehr als die letzteren scheinen ihn jedoch
die anlässlich eines kurzen Studienaufenthalts des jungen Meisters
in Madrid 1622 ihm bekannt gewordenen Werke 'I'izians der
Sammlung Philipp Il. gefürdert zu haben. Zweifellos wenigstens
ist, dass Tizians Reiterbildnis Karl V. auf die Kunst des jungen
Spaniers von grüsserem Einüuss wurde, als die relativ geringen
Werke, welche Rubans bei seinem ersten Aufenthalt in Spanien
zurückgelassen.
Doch blieben die Einwirkungen von Lehrer und Vorbildern
im ganzen gering, verglichen mit den eigenen und eigenartigen
Studien des jungen Spaniers nach der Natur. Kein italienischcr
und spanischer Meister, selbst Zurbaran nicht ausgenornlnen, kam
ihm in der Fähigkeit nahe, das Modell in der absolutesten Weise
nufzufassen, wie denn selbst ein van Dyck, Hals oder Rembrandt
dasselbe zwar in ähnlicher Selbständigkeit, aber kaum in der
objektiven Unmittelbarkeit wie Velazqrlez wiederzugeben vermochten.
Diese Qualitäten machten ihn von selbst zum Bildnismaler, wenn
er sich auch anderer Arbeiten nicht ganz entschlug. Sie konnten
auch nicht verborgen bleibelu. Die Fähigkeit, eine greifbare äussere
Wahrheit mit einer charakteristischen Tiefe zu verbinden, welche
keine Falte des innern Wesens verhüllt liess, musste ihn sofort
gesucht machen, auch wenn seine malerische Technik rninder
entsprechend gewesen wäre. Diese aber zeigt überhaupt kein
Suchen und Bemühen, und erweckt vielmehr einen Eindruck, als
sei das Werk von selbst mit Naturnotwendigkeit entstanden. Kein
Wunder daher, dass auf Grund einiger Bildnisse, welche Velazquez
1622 in Madrid gemalt, der Künig ihn schon 1623 aus Sevilla
an den Hof berief, und bis an des Malers Tod in hüchsten Ehrexa
in seiner unmittelbaren Nähe behielt.
Wie damals aus seinen Werken schon jedel" Anklang an
andere Meister verschwunden war, so war es dem Künstler auch
weiterhin unmäglich, irgend etwas von der Art eines anderexx
Meisters anzunehmen. Rubens halte sich bei seinem zweiten
Aufenthalt in Spanien 1628 mit dem jungen Künstler sogar be-
freundet, ohne irgendwelchen Einfluss auf ihn zu gewinnen, und
ebensowenig hatte ein italienischer Aufenthalt des Meisters (1629
bis 1631) auf ihn gewirkt, obwohl er die Arbeiten van Dycks
in Genua hüchlich bewxlnderte, in Venedig Tintoretto kopierte
und in Rom die grossen Cinquecentisten studierte. Doch wäre
es falsch zu glauben, dass seine Art stets die gleiche war. Anfangs
zeigten sich sogar grosse Verschiedenheiten je nach Art seiner