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Slaanien.
wird. Uns freilich erscheint seine Stellung in dieser Trias ähnlich
wie jene Cranachs neben Dürer und Holbein, und seine Kunst
bei allem selbständigen Verdienst noch befangen und archaistisch.
Aber sein entschiedener Realismus, der trotz der schwärmerisch-
asketischen Genzütstimmung des Künstlers doch dem idealen
Formalismus seiner älteren Kunstgenossen so ferne wie nur müglich
blieb, und trotz einer seltenen Verzückungsfähigkeit jede deklama-
torische Phrase und Sentimentalität vermied, hat etwas Hochacht-
bares durch seine lhit schlichtester Überzeugungstreue verbundene
Ehrlichkeit, Man vergisst vor der Wahrheit dieses Wollens das
Harte und Sichselbstbeschrälukende, wie seine zuweilen um den
Preis der Schünheit durchgesetzte Übergewissenhaftigkeit, wenn
man sieht, dass es dem Meister gelang, foxtgesetzt Münchsbilder
zu malen, ohne je schematisch und konventionell zu werden.
Dieses Ziel aber konnte er nur erreichen, indem er stets wieder
mit neuem Naturstudium begann, und dieses ebenso den Figuren
wie dem Raum nach seiner perspektivischen wie Beleuchtungsseite
widmete.
In noch hüherem Grade als der Sevillaner Zurbaran aber
würde Josä Ribera verdienen, dem Velazquez zeitlich voran
und künstlerisch ähnlichwertig behandelt zu werden, wenn dieser
nicht passender an die Spitze der neapolitanischen Schule zu
stellen wäre, in deren Zusammenhang wir ihn bereits betrachtet
haben. Denn dieser gehiirt er nach seiner letzten künstlerischen
Bildung, wie nach seiner Thätigkeit ebenso an, wie der spanischen
durch seine Geburt und seine erste Erziehung im Ribaltaschen
Atelier zu Valencia.
Ein Jahr nach Zurbaran, elf Jahre nach Ribera erblickte
Diego Rodriguez de Silva. Velazquez das Licht der Welt,
im Juni 1599. Von ähnlicher Herkunft wie Rubens, da auch
sein Vater Juan Rodriguez de Silva ein angesehener Rechtsanwalt
war, wiihrend seine Mutter aus dem edlen Geschlecht der Velaz-
quez stalmnte, war auch et zum Gelehrtenstande bestimmt. Allein
seine glühende Neigung führte ihn der Kunst zu, wobei er in
Hcrrera el viejo einen dem ersten Rubenslehrer, Adam van Noort,
ähnlichen Lehrer fand, nach einiger Zeit aber von dessen laeftiger
Weise zu dem doktrinären, mit dem zweiten Lehrex" des Rubens,
Otho van Veen vergleichbaren Fr. Pacheco verscheucht wurde.
Gewiss ist auch, dass er wie Rubens von seinem zweiten Meister,
trotzdem er dessen Schwiegersohn wurde, weniger annahm, als
von dem crsten, wie er auch für die Einflüsse einiger nach Sevilla
gelangter Werke des Ribera und der Hotten Arbeiten des Luis