Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

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an der Schlusswand, wie die freilich stark beschädigten Fresken 
des Paradieses und der Hülle an der rechten und linken Seiten- 
wand der Kapelle zeigen, dass Orcagna die dramatische Haltung 
Giottos ebenso mit dem lyrischen Empfmdungsausdruck der 
Sienesen zu verbinden wusste Wie Giovanni da Milano, jedoch 
ohne dabei die Grossartigkeit und Kraft des Bahnbrechers der 
Horentinischen Kunst irgendwie abzuschwächen, Dabei zeigen 
auch die Verhältnisse im ganzen wie im Detail der Figuren ein 
gewachsenes Studium, wie auch Färbung, Licht und Schatten 
in der Richtung auf Reliefwirkung einen entschiedenen Fort- 
schritt verraten. Dieser wird auch nwicht wenig unterstützt durch 
eine schärfere Beobachtung perspektivischer Wirkungen, welche 
zwar auch bei Orcagna noch auf das Gefühl gestellt blieb und 
noch keine Wissenschaft geworden war, aber doch durch ihn 
einen weit erheblicheren Vorschub gewann, als durch Giottino 
und Stefano Fiorentino, welchem Vasari hierin das meiste Ver- 
dienst beimisst. Vorzüge und Eigentümlichkeit dieses Werkes 
beweisen aber, dass die dem Orcagna traditionell zugeschriebenen 
weltbekannten Fresken des Campo santo zu Pisa, der vvTriumph 
des Todesx und das wWeltgerichta , einer anderen Hand zugesprochen 
"werden müssen. 
In dem fünfteiligen Altarwerk der Strozzi-Kapelle mit wChristus, 
dem hl. Petrus, Tholnas von Aquin und anderen Heiligena, wie mit: 
kleinen Historien in der Predella offenbart sich zwar nicht die 
Grossartigkeit, wie sie im italienischen Wandgemälde stets zu 
hüherem Ausdrucke kommt als im gebundenen Tafelbild, aber 
immerhin ündet sich auch wenigstens in den Hauptüguren eine 
Kraft und Energie, eine Lebendigkeit der Aktion und Klarheit des 
Kolorits, welche den Tafelwerken von Orcagnas Vorgängern 1nange1t. 
An ihm wie an anderen dem Meister zugeschriebenen Tafelbildern 
gewahrt mzm dazu auch stets ebenso sehr den EinHuss seiner plasti- 
schen Schulung in der Art Andrea Pisanos, Wie umgekehrt an 
den plastischen Arbeiten des Tabernakels von Orsanmichele ein 
malerisches Element, eine Wechselwirkung, welcher er selbst dadurch 
Ausdruck gab, dass er sich in der Tabernakel-Inschrift von 135g 
als Maler nannte, in den Gemälden aber nach Vasari als Bild- 
hauer zu bezeichnen pHegte. 
Die Schule Orcagnas war nicht von der zu erwartenden Erheb- 
lichkeit. Zunächst vermügen wir den Anteil, welchen seine Brüder, 
{der Maler Nardo di Cion e, Jacopo und der Bildhauer Matte o, 
welcher übrigens auch an den Musivwerken von Orvieto beschäftigt 
erscheint, an Orcagnas Werken hatten, nicht auszuscheiclen. Auch
	        
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