Lan dschai
Tierstück,
Stilllebcxl.
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Bei 11cm ältesten Haarlemer Maler dieser Richtung ist index
der Hang zu schwerwiegender Staffagennuderei noch vorhanden.
Es ist dies Esaias van de Velde, geb. vor 1590 und gest.
1630 in Haarlem, bei welchem die Volksbelustigungen auf dem
Eise der Stadtgräben oder auf dem Lande, die Schlittenszenen,
die belebten Kanalländen, Jahnnärkte, ]agden nnd selbst Gefechts-
ansichten manchmal zweifeln lassen, ob Wir es mit Landschaft
oder Genre
ZÜ
thun
haben.
Aber
es ist
doch
mchr
dieses Genre
um der Landschzmft willen da und in diese hineingestinumt, als
umgekehrt. Neben diesem zwar geschickt und tonig, aber doch
noch hart und grau arbeitenden Meister stellt sich in dem um
einige Jahre jüngeren jan Josefsz van Goyen, geb. 1595 in
Leiden ein entschieden hüheres Talent. Aus der Schule des
Isack van Swanenburgh und zmderer Leidener Meister, dann
aber aus jener des Plsaias in Haarlem hervorgegangen, hatte
diescr, 1618-31 wieder in Leiden, schliesslich auch Rembrandts
Einüuss erfahren. Den letzterera iiusserte er denn auch, von 1631
bis an seinen flfocl (1656) im Haag thätig in seinen zahlreichen
Werken, welche die Farbe bis zu dem Grade einem bräunlichen
Gesamtton unterordnen, dass sie oft wie Scpiamalereien erscheinen
(K1. B. 7026). Aber die wundervolle atmosphärische Wirkung
dieser Kanal- und Dorfansichten mit der vollendeten Luftper-
spektive und Durchsichtigkeit des Helldunkels lässt die Be-
hauptung nicht unbegründet erscheinen, dass erst er die Behand-
lnng des Wassers wie der Vegetation, von seinen Vorgängern
mehr oder ufenigel" stilisiert, zur naturgemässen erhoben habe.
Während aber seine Zeitgenossen und niichsten Nachfolger,
die Haarlemer Pieter Molyn, gest. 1661, und Cornelis Vroom,
der Sohn des H. C. Vroom, gest. 1661, wie die
Hanger" Frans de Momper, gest. 1660, und Adrinen van
der Kabel, gest. 1695, geringer erscheinen, sah sich van Goyen
in rascher Steigernng von den beiden Ruysdael überboten. Schon
Salomon van Ruysdael, geb. 1600 zu Haarlenu, gest. daselbst
1670, gewann statt des neutralen braunen Tons Goyens einen natur-
gemässeren grünlichen, wenn auch eigentliche Farbe wie bei
Goyen untergeordnet bleibt. Meist Einüdhüfe oder nnter gewaltigen
Uhnen und Weiden versteckte Dürfer wie Kanalansichten dar-
stellend, entwickelt er manchmal eine "Faufrische und Schatten-
kühle, welche geradezu entzückend wirken. Jederlfalls aber über-
traf ihn sein grosser Neffe, Jacob van Ruysdael, geb. 1628
oder 1629 als der Sohn des Ivlalers Isack van Ruysdael zu
Haarlern, gest. 1682 im Annenhause daselbst, an Markigkeit,
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