Die
Genremalerei.
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hause zu Deventer bewahrt, von 166g, zeigt noch mehr als das
Kongressbild von 1648, dass wenigstens das Gruppenbildnis seine
Sache nicht war. Aber man kann sich kaum Sinnigeres vor-
stellen, als seine eine Botschaft vernehmenden Damen, verlegenen
Courmacher, mahnenden Freunde, besorgten Mütter. Er giebt am
liebsten die peinliche Pause zwischen Anrede und Antwort, wobei
man zu erkennen glaubt, was die Dargestellten denken. Und
dazu die Llnvergleichliche 'I'echnik, unendlich fein getont und doch
bestimmt an der rechten Stelle, Unter seinen Schülern, von
welchen die meisten, wie Pieter van Anradt, Hendrik
ten Oever und Roelof Koets, Bildnismaler, ragt besonders
Kaspar Netscher, geb. 1639 zu Heidelberg, gest. 1684 im
Haag, hervor. Bei 'l'erborch und Frans Mieris gebildet, erreicht
jedoch dieser einen Terborch keineswegs, und zwar weder in der
Technik noch in dem seelischen Inhalt. Netschers Sähne aber,
Theodor, gcst. 1732, und Konstantin, gest. 1722, schleppen
Terborchs Kunst nur mehr manieristisch in das 18, jahrhundert
hinüber.
Die eigentliche Hochschule für die Genremalerei der bürger-
lichen und vornehmen Kreise wurde aber Leiden, und ihr Haupt
Gerard Dou. Geb. 1613 zu Leiden und gest. daselbst 1675,
hatte dieser seine Ausbildung bei dem Kupferstecher B. Dolendo
begonnen und bei Rembrandt in dessen Leidener Frühzeit voll-
endet. Ans seiner ersten Schule zog er die 1niniaturartige Sorg-
falt, aus seiner zweiten die Tonigkeit und das Rembrandtische
Helldunkel. Seine Auffassung ist so wenig wie bei Rembrandt
ein eigentlichel" Realisnuls, indem namentlich seine Arrangements
und Ausstattungen stets etwas Gestelltes und Künstliches, ja. selbst
lediglich aus der Phantasie Entsprungenes haben. Auch ist Aus-
druck und Geberde trotz guter Charakteristik idealisiert, in die
ruhige Stimmung des Meisters selbst gebracht. Alles atmet Ruhe
und Behaglichkeit, schweigenda: Insichgekehrtheit, Beschäftigung
für sich (K1. B. 12). Kaum minder aber als alles dies ist der
Bienenfleiss zu bewundem, mit welchem der Künstler, in seinen
Gegenständen seine bürgerliche Umgebung hächstens in Eremiten-
darstellungen überschreitend, eine so grosse Zahl von masslos
durchgeführten Werkeh schaffen kbnnte, wie sie vorab die vier
Galerien, des Louvre, in Dresden, München und St. Petersburg
(larbieten.
Dou hatte verdientermassen eine stark besuchte Schule, in
deren Kreise sein Hauptnachfolger Frans Mieris d. Ä., geboren
1635 zu Leiden, gestorben daselbt 1681, sich aufs engste an ihn