Die
Genremalerei.
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ausschliesslich mit der Darstellung des italienischen Volkslebens
in den Städten und vor den Thoren, den nach seinem Beinamen
Bamboccio sogenannten Bambocciate, beschäftigt, gelangte er zwar
zu einer anerkennenswerten Naturwahrheit in Zeichnung und Kom-
position, blieb aber bei einem erdig braunen Kolorit stehen. Im
Gegensatz zu ihm malte Giovanni Battista Weenix, wie
er sich selbst zu zeichnen pflegte, geb. 1621 zu Amsterdam, gest.
1660 zu Utrecht, ein Schüler des Italisten Claes Moeyaert und
dann in Italien studierend, seine italienischen Volksstücke in voller,
etwas kalter Farbigkeit. Seine mit Ruinen und Prachtarchitektui"
aufgeputzten Stücke entbehren jedoch zu sehr der Bewegung und
Empfindung, um erfreulich Wirken 'zu kännen. Es war daher
auch ganz angemessen, dass Weenix in späteren Jahren zum
Küchenstück und Stillleben überging, in welchem Gebiete wir
dann seinen berühmteren Sohn eine Rolle werden spielen sehen.
Von dem einheimischen Genre unterscheiden wir hauptsäch-
lich zwei Darstellungsgebiete, das Gesellschaftsbild und das Bauern-
genre. In dem ersteren, vorzugsweise in Haarlem gepüegt, fmden
wir Dirk Hals, den jüngeren Bruder des bereits behandelten
Frans Hals, geb. vor 1600 in Haarlem, gest. daselbst 1656, an
der Spitze. Er soll der Schüler seines Bruders gewesen sein,
ging aber in seinem Stoffgebiet, Welches er ausschliesslich den
Vergnügungen des hüheren Bürgerstandes in musikalischen, Tanzf,
Zech-, Spiel- und Buhlgesellschaften entnahm, seinen eigenen Weg.
Die Datierungen seiner Bilder, sich zwischen 1624 bis 1653 be-
wegend, lassen ersehen, dass seine früheren Arbeiten, fein in
braun und grau getont und in den einzelnen Figuren gut charak-
terisiert, die besseren sind (K1. B. 504); in späterer Zeit wird sein
Kolorit lehmig und seine ursprüngliche Flottheit und Frische derb.
Neben ihm ist der Amsterdamer Pieter Jacobsz Codd e,
159g--1678, zu nennen, ebenfalls aus der Schule des Frans Hals
hervorgegangen. Seit 1627 durch datierte Bilder bekannt, zeichnet
er sich namentlich durch Tanzdarstellungen (K1. B. 298) und musi-
zierende Gesellschaften (K1. B. 527) aus, zu welchen aber auch
Wachstubenszenen und kleine religiüse Stücke kommen. Er tont
noch stärker als Dirk Hals in grau und blond, so dass das
Kolorit fast gänzlich in seinem hellen Brunismus aufgeht. Zeit-
weise ihm ähnlich erscheint Iacob A. Duck, geb. um 1600 in
Utrecht, gest. nach 1660 im Haag, bei den Brüdeln Hals ge-
bildet, aber anfangs farbiger als Dirk und Codde, und erst
später graubraun und monoton. Auch Ducks Stoffgebiet ist das-
selbe wie bei Codde, wenn er auch Wachstuben- und Soldaten-