Rembrandt
und
seine
Schule.
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meist Greise darstellend, aus dem letzten Jahrzehnt seines Lebens.
Und unter diesen ragt noch ein Regentenstück von 1661, die
sog. vStaalmeestersQ, d. h. die Vorsteher der Tuchhalle, in einer
Weise hervor, dass viele Kenner die fünf ernsten Männerbildnisse,
welche hier an einem Tische vereint sind, für die hüchste und
reichste Schüpfung des Künstlers halten, welche selbst der wNacht-
wachea noch vorzuziehen sei. Zuerst versagt dann die zitternde
Hand und (las geschwächte Augenlicht den Dienst zur Arbeit mit
der Radiernadel, nachdem der Künstler noch 1661 in dem grossen
Bildnis Coppenols eine seiner Meisterleistungen geschaffen. Länger
währt seine Pinselthätigkeit, ans welcher noch 1667 das wGreisen-
bildnisa bei Lord Northbroqk in London und 1668 die xGeisse-
lung Christix in Darmstadt liervorging, die mit der wRückkehr des
verlornen Sohnesa in St. Peterburg den Kreis von 350 Gemälden,
welche neben favst ebensoviel Radierungen und noch mehr Hand-
zeichnungen erhalten sind, würdig abschliesst. Der Meister beschloss
sein Leben am 8. Sept. 166g, nachdem er kurz vorher noch seinem
einzigen Sohn in das Grab gesehen.
Die Zahl sei11er unmittelbaren Schüler, welche sich auch
einen selbständigen Namen gemacht, ist nicht gering, noch grässer
aber die Schar jener, welche seinen EinHuss empfanden. Zu den
letzteren 1nüssen nun auch jene gezählt werden, welche man früher
für seine ältesten Schüler hielt. So Ian Liev ensz, 1607 bis 1674,
der, als ein geborner Leidener mit Rembrandt von Kindesbeinen
an befreundet, zwar bei deln unbedeutenden Joris van Schooten
in Leiden und bei Pieter Lastman in Amsterdam seine Lehrzeit
durchgemacht, aber jedenfalls von Rembrandt mehr empfzmgen
hatte als von den genannten Italisten. Übrigens empfmdet man
in seinen dekorativen Malereien, wie in einem die xEnthaltsamkeit
des Scipioc: darstellenden Kaminstück im Ratharlse zu Leiclen,
oder in dem zParnasse des Huis ten Bosch, und in der wVerherr-
lichung des Friedensa im Reichsmuseum, noch den akademischen
Manierismus seiner Schule, während seine religiüsen Werke und
seine Bildnisse fast ganz auf rembrandtischer Basis stehen. Noch
mehr fühlt man den EinHuss Rembrandts bei Salom on K oninck,
1 6og_ 1 65 6, der aus Claes Moeyaerts Schule hervorgegangen, sich die
Rembrandtische Art derart aneignete, dass seine Arbeiten mit jenen des
Meisters verwechselt werclen konnten. Doch bleibt etwns Peinliches
und Gequältes in seinen Werken, wie es allen Nachahmungen eigen ist.
Der Zulauf eigentlicher Schüler aber scheint infolge des
Rufes begonnen zu haben, welchen Rembrandt mit der Anatomie
des Dr. Tulp erlangt luatte. Zu den ältesten Schülern im eigent-