Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

und 
Rembrandt 
Schule. 
seine 
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Fest am hellen 'l'age in der Art eines van der Helst oder Hals, 
und erhielt ein Werk in dämmerigeln, fast nächtlichem Helldunkel. 
Man erwartete einen strannn disziplinierten Auszug und fand nun 
die Gilde in ungeordnetenu Gedränge zuchtlos und gemischt mit 
verschiedenen Llngehürigen Nebenfiguren herausstürmend. Man 
erwartete insbesondere die Bildnisse der bestellenden und be- 
zahlenden Teilnehmer in deutlicher Kenntlichkeit und vermochte 
nur wenige Küpfe aus dem Chaos zu entwirren und ais porträt- 
artig anzuerkennen. Es wird wohl schon damals der ärgerliche 
Vergleich mit betrunkenen Nachtwächtern gefallen sein, aus wel- 
chem der dem Bilcle noch anhaftende ganz unpassende Namen 
der wNachtwachm erwuchs. Kann man es aber den biedern 
wdeftigena Doelenmitgliedern kaurn verübeln, dass jeder auf dem 
Gruppenbildnis sich selbst verewigt sehen wollte, so wird doch 
heute niemand den Meister deshalb tadeln wollen, dass er sogar 
die Gunst seiner Kunden und damit seine materielle Zukunft aufs 
Spiel setzte, um nach seiner damals erreichten Entwicklungsstufe 
seine Kunst in dem Werke zum Ausdruck zu bringen, dass er 
mit einem Worte sein künstlerisches Gewissen hüher hielt, als 
den augenblicklichen Erfolg. Er mochte etwas von dem vor- 
empfmden, was jetzt im allgemeinen Bewusstsein liegt und der 
Grund ungewvühnlichel" Bewunderung der Welt ist: Das Werk ist 
und bleibt die hüchste Manifestation einer geschloslsenen Beleuch- 
tungswirkung, zauberhafc in Licht wie Helldunkel, eine Meister- 
Ieistung, an welche sich Rembrandts unsterblicher Ruhm in erster 
Reihe knüpft, und nicht bloss unübertrefflich, sondern auch un- 
erreichbar. 
Damals war der äussere Erfolg der, dass die Bestellungen 
ausblieben. Nur mehr selten zu einem Bildnis aufgefordert, 
radierte der Künstler in der stillen EinSamkeit seines Hauses und 
ersetzte den Mangel an Aufträgen durch unablässige Studien nach 
sich selbst. Die zarte Gesundheit seines Sühnchens Titus hatte 
liingeren Landaufenthalt nütig gemacht und es Wurden, durch 
elementare Beobachtungcn angeregt, in dieser Zeit auch land- 
schaftliche Studien hiiuüger. Es sind merkwürdige Verbindungen 
von intimstem Naturalismus mit phantastischen Beleuchtungen, 
gelegentlich von einer Stimmung, wie sie keiner seiner realisti- 
schen Zeitgenossen unter den Landschaftern erreicht hat. S0 die 
wfflussmündungx in Oldenburg, de1' wKanahc und die wLandschatt 
mit der Windmühlea in Bowood, die wGewitterlandschaftQz bei 
Sir Richard Vvallace in London, die vwinterlandschafm von 1646 
und die xLandschaft mit dem Bergschlossec in Kassel. Auch ent- 
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