und
Rembrandt
Schule.
seine
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Fest am hellen 'l'age in der Art eines van der Helst oder Hals,
und erhielt ein Werk in dämmerigeln, fast nächtlichem Helldunkel.
Man erwartete einen strannn disziplinierten Auszug und fand nun
die Gilde in ungeordnetenu Gedränge zuchtlos und gemischt mit
verschiedenen Llngehürigen Nebenfiguren herausstürmend. Man
erwartete insbesondere die Bildnisse der bestellenden und be-
zahlenden Teilnehmer in deutlicher Kenntlichkeit und vermochte
nur wenige Küpfe aus dem Chaos zu entwirren und ais porträt-
artig anzuerkennen. Es wird wohl schon damals der ärgerliche
Vergleich mit betrunkenen Nachtwächtern gefallen sein, aus wel-
chem der dem Bilcle noch anhaftende ganz unpassende Namen
der wNachtwachm erwuchs. Kann man es aber den biedern
wdeftigena Doelenmitgliedern kaurn verübeln, dass jeder auf dem
Gruppenbildnis sich selbst verewigt sehen wollte, so wird doch
heute niemand den Meister deshalb tadeln wollen, dass er sogar
die Gunst seiner Kunden und damit seine materielle Zukunft aufs
Spiel setzte, um nach seiner damals erreichten Entwicklungsstufe
seine Kunst in dem Werke zum Ausdruck zu bringen, dass er
mit einem Worte sein künstlerisches Gewissen hüher hielt, als
den augenblicklichen Erfolg. Er mochte etwas von dem vor-
empfmden, was jetzt im allgemeinen Bewusstsein liegt und der
Grund ungewvühnlichel" Bewunderung der Welt ist: Das Werk ist
und bleibt die hüchste Manifestation einer geschloslsenen Beleuch-
tungswirkung, zauberhafc in Licht wie Helldunkel, eine Meister-
Ieistung, an welche sich Rembrandts unsterblicher Ruhm in erster
Reihe knüpft, und nicht bloss unübertrefflich, sondern auch un-
erreichbar.
Damals war der äussere Erfolg der, dass die Bestellungen
ausblieben. Nur mehr selten zu einem Bildnis aufgefordert,
radierte der Künstler in der stillen EinSamkeit seines Hauses und
ersetzte den Mangel an Aufträgen durch unablässige Studien nach
sich selbst. Die zarte Gesundheit seines Sühnchens Titus hatte
liingeren Landaufenthalt nütig gemacht und es Wurden, durch
elementare Beobachtungcn angeregt, in dieser Zeit auch land-
schaftliche Studien hiiuüger. Es sind merkwürdige Verbindungen
von intimstem Naturalismus mit phantastischen Beleuchtungen,
gelegentlich von einer Stimmung, wie sie keiner seiner realisti-
schen Zeitgenossen unter den Landschaftern erreicht hat. S0 die
wfflussmündungx in Oldenburg, de1' wKanahc und die wLandschatt
mit der Windmühlea in Bowood, die wGewitterlandschaftQz bei
Sir Richard Vvallace in London, die vwinterlandschafm von 1646
und die xLandschaft mit dem Bergschlossec in Kassel. Auch ent-
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