Florenz.
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wohl mehr den lustigen Streichen zu verdanken ist, mit welchen
sie nach Boccaccio und Sacchetti ihren "armen Kunstgenossen
N o z z o , genannt C alan drino , verfolgten. Etwas hüher würde
Francesco da. Volterra zu schätzen sein, wenn wir ihm die
Jobbilder des Campo Santo zu Pisa. sicher zuteilen dürften. Ebenso
Stefano Florentine, wenn sich sichere Belege für die ihm
von älteren Berichterstattern gespendete Anerkennung erhalten
hätten. Noch mehr Bernardo Daddi, von welchem be-
zeichnete 'I'afe1bilder von 1328-1347 vorliegen, wenn die'An-
nahme nicht abgelehnt werden nxüsste, dass die sog. Orcagna-
Bilder des Campo Santo zu Pisa von seiner Hand seien. Gewiss
waren auch die letzteren Künstler nicht entfernt von der se1b-
ständigen Bedeutung, welche drei Giottesken der jüngeren Gene-
ration errangen, nämlich Giovanni da Milano, Giottino und Orcagna.
Giovanni jacobi, genannt Giovanni da Milano,
aus Caversaio ber Como war Gehilfe Taddeo Gaddis gewesen
und erscheint erst selbständig nachweisbar in einer mit 1365
datierten vPietäw der Akademie zu Florenz. Naturstudium,
sorgfältige Ausführung und Ausdruck erheben schon dieses Werk
über die Arbeiten seiner meisten Zeitgenossen. Diese Eigen-
schaften erscheinen aber in der vvMadonna. mit Heiligenc der
Municipalgalerie zu Prato nicht bloss gesteigert und mit kräftigern
Kolorit und warmen Fleischtünen verbunden, sondern wir fmden
von nun an die florentinische Kunst auch unter dem Einfhlsse
sienesischer Empfindung. In dem Freskencyklus der Capella.
Rinuccini in S. Croce zu Florenz, Szenen aus dem xLeben
Mariens und Christie darstellend, erheben ihn seine die Horen-
tinische und sienesische Weise verbindenden Qualitäten sogar
bereits zu einem Vorlärlfer des Masolino, Seit r 366 in Florenz an-
sässig, erscheint Giovanni auch unter den Malern des Vatikans,
kehrte aber schliesslich in seine Heimatzurück und starb zu Mailand.
Giotto di Stefano, genannt Giottino, bei Ghiberti
und Vasari fälschlich Maso oder Tommaso di Stefano genannt
und angeblich 1324 geboren, verrät zuerst in seinen die Wunder
des Papstes Sylvester darstellenden Wandmalereien der Capella
di S. Silvestro in S. Croce eine noch hähere Überlegenheit:
Naturstudium mit entsprechendem Ausdruck verbunden, Gründ-
lichkeit in der Darstellung der Extremitäten wie der Gewandung,
und ohne alle Vernachlässigung der Details doch eine gewisse
Breite des Vortrags. Von ähnlichen Qualitäten sind die Wand-
malereien in der Strozzischen Grabkapelle in S. Maria Novella,
die wAnbetung der Hirtem) und die zKreuzigunga darstellend, wie