Die
Nachzügler
italisierenden
im
Historienbild.
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des Cinquecento, welche als Vorbild herrschte, sondern vielmehr
die zeitgenüssische italienische Kunst. Dabei aber war es charak-
teristisch und konsequent, dass nicht etwa die Venetianer der
P. Veronese-Gruppe, oder die Vertreter der Akademie von Bologna
den nach Italien pilgernden Classicisten als Ideale erschienen,
sondern viehnehr der zu Anfang des 17. Jahrhrlnderts in Rom
aufgetretene Caravaggio. Der Realismus dieses bahnbrechenden
Meisters musste eben der Anschauung der Holländer von vorne-
herein zusagend sein, und es war daher mehr als Modelaune, wenn
dieser zu Anfang des 17. Jahrhunderts in der holliindischen Kunst
eine so bedeutende Rolle spielte.
Der hauptsächlichste Schauplatz dieser Kunstrichtung und
des Italismus überhaupt war Utrecht. Die Stadt hatte eine gewisse
Sonderstellung bewahrt, und diese ihrer Kunst aufgepriigt, welche
im vergangenen Jahrhundert durch einen Jan Score] ausgezeichnet
gewesen, und zu Anfzmg des Jahrhunderts durch Zuwanderung
einiger vlämischer Maler, des R01. Savery, des Ad. Willaerts und
des A. Keirincx eine weitere Belebung gefunden hutte. An der
Spitze der einhehnischen Maler aber stand Abraham Blo emaert,
geb. 1564 zu Gorkum, gest. 1651 zu Utrecht. Seine Kunst-
sprache ist wenigstens indirekt italienischen Ursprungs, seine Gegen-
stände sind meist mythologisch. So die vBestrafung der Niobea
von 1591, wHerkules bei Omphaleca von 1607 und xVenus bei
Adonise: von 1622, sämtlich in Kopenhagen, vHippomenes und
Atalantea von 1626 und die wHochzeit des Peleuse von 1638
im Haag, xMerkur und Argosa von 1645 in der Liechtenstein-Galerie
zu Wien, wLatonaa von 1646 im Utrechter Museum. Bei aller
Farbigkeit namentlich seiner früheren Arbeiten lassen doch alle
seinen akademischen Formalismus empfmden. Noch deutlicher
aber tritt in seinen religiüsen Bildern," wie die wAnbetung der
Hirtenx von 1604 und 1612 in der Universitätssamnrhlng zu
Gättingen und im Louvre, die xAuferweckung des Lazaruse von
1607 in München, die wAnbetung der Künigea von 1624 in
Utrecht, dieses manieristische Element hervor, welche seine Bi1d-
nisse geradezrx wertlos macht.
Unter seinen Schülern, zunächst seinen Sühnen Hendrik,
Cornelis und Adri aen, dann einem Hendrik Terbrugghen,
Jan van Bylert, Willem und Gerard van Honthorst,
ist der letztere allein von Bedeutung. In dUtrecht 1590 geb. und
1654 ebenda gestorben, hatte dieser, aus Bloelnaerts Schule nach
Rom gelangt, unter Caravaggios Einüuss nicht geringe Fortschritte
gemacht, welche sich nicht minder als in religiüsen Darstellungen auch