Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

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hollän dische 
Die 
Malerei. 
Es kann jedoch keine Frage sein, dass die politischen und 
religiüsen Verhältnisse Hollande; und namentlich die letzteren 
mächtig dazu beitrugen, die holländische Eigenart zu verschärfem 
Die Reduktion der Palastkrlnst und insbesondere die durch den 
Calvinismus gebotene Streichung aller kirchlichen Nlalerei musste 
dem Aufschwung der Staffeleikmxst in dem Masse fürderlich sein, 
als die Monumentalmalerei versiegte. Die Überführung der Malerei 
auf den Zinmxerschlnuck hatte aber zwei wichtige Folgen: Einerseits 
profanierte sich der Inhalt, indem er sich den Szenen der Wirk- 
lichkeit und des täglichen Lebens und Treibens zuwendete, im 
entschiedenen Gegensatz zu dem Wolkengang der Idealisten sei 
es im transcendentalen Sinne, wie bei den Kirchenmalern, sei es in 
litterarischer und küntlerischer Reminiscenz, wie in den allegorischen, 
mythologischen und historischen Prunkstücken. Anderseits aber 
wirkte die Rücksicht auf die Lichtverhiiltnisse und Gesamtstimmung 
der Wohnstube wesentlich verändernd, und machte die Malerei, 
welche sonst ein festliches und farbiges für Kirche und Palast 
passendes Gepräge bewahrt hatte, tonig, anspruchslos, stimmungsvoll 
und heimlich, und somit dem traulichen Dämmer der mehr tiefen 
als fassadenbreiten Wohnräume entsprcchend. 
Doch entwickelte sich dieser Wandel weder plützlich, ngch 
auf der ganzen Linie gleichmässig. A111 raschesten und radikalsten 
wohl im Bildnis, in welchem sich die Wünsche des Idealisten wie 
des Realisten, des klassisch gebildeten Mannes wie des Banausiers 
trafen. Von jeher dasjenige Kunstgebiet, in welchem 111113011 
unmüglich, auswärtige Kunststudien und stilisierende Bestrebungen 
aber weniger nützlich waren, leitete es alle Besteller auf die reali- 
stischen Neuerer, deren Ziele für das Porträtgelingen die meiste 
Gewähr darboten. S0 kam denn das Bildnis in der holländischen 
Malerei an die erste Stelle, nicht selten seinerseits zu monumentalen 
Dimensionen und zu historischer Bedeutsamkeit erhoben, wenn 
nicht bloss Familienbilder, sondern Genossenschaftsgruppen für üffenp 
liche Gebäude und Gildenhäuser geschaffen werden sollten. 
1m übrigen hutte gerade die gebildete Welt Hollands nach 
wie vor Lust zu italisieren, und betrachtete die heimatlichen 
Neuermmgen mit Misstrauen, ja mit Abneigung. Bei diesem Fesp 
halten an der italienischen Kunst, sei es nun, dass es ans Import 
oder aus manieristischer Nachahmung seine Befriedigung fand, wal- 
es nun freilich vorbei mit der Madonnen- und Heiligenmalerei, 
welche in Italien die meisten Pinsel in Bewegung gesetzt, und 
die holländische Nachfrage richtete sich auf mythologische und 
allegorische Darstellungen. Auch war es nicht mehr die Kllnst
	        
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