326
hollän dische
Die
Malerei.
Es kann jedoch keine Frage sein, dass die politischen und
religiüsen Verhältnisse Hollande; und namentlich die letzteren
mächtig dazu beitrugen, die holländische Eigenart zu verschärfem
Die Reduktion der Palastkrlnst und insbesondere die durch den
Calvinismus gebotene Streichung aller kirchlichen Nlalerei musste
dem Aufschwung der Staffeleikmxst in dem Masse fürderlich sein,
als die Monumentalmalerei versiegte. Die Überführung der Malerei
auf den Zinmxerschlnuck hatte aber zwei wichtige Folgen: Einerseits
profanierte sich der Inhalt, indem er sich den Szenen der Wirk-
lichkeit und des täglichen Lebens und Treibens zuwendete, im
entschiedenen Gegensatz zu dem Wolkengang der Idealisten sei
es im transcendentalen Sinne, wie bei den Kirchenmalern, sei es in
litterarischer und küntlerischer Reminiscenz, wie in den allegorischen,
mythologischen und historischen Prunkstücken. Anderseits aber
wirkte die Rücksicht auf die Lichtverhiiltnisse und Gesamtstimmung
der Wohnstube wesentlich verändernd, und machte die Malerei,
welche sonst ein festliches und farbiges für Kirche und Palast
passendes Gepräge bewahrt hatte, tonig, anspruchslos, stimmungsvoll
und heimlich, und somit dem traulichen Dämmer der mehr tiefen
als fassadenbreiten Wohnräume entsprcchend.
Doch entwickelte sich dieser Wandel weder plützlich, ngch
auf der ganzen Linie gleichmässig. A111 raschesten und radikalsten
wohl im Bildnis, in welchem sich die Wünsche des Idealisten wie
des Realisten, des klassisch gebildeten Mannes wie des Banausiers
trafen. Von jeher dasjenige Kunstgebiet, in welchem 111113011
unmüglich, auswärtige Kunststudien und stilisierende Bestrebungen
aber weniger nützlich waren, leitete es alle Besteller auf die reali-
stischen Neuerer, deren Ziele für das Porträtgelingen die meiste
Gewähr darboten. S0 kam denn das Bildnis in der holländischen
Malerei an die erste Stelle, nicht selten seinerseits zu monumentalen
Dimensionen und zu historischer Bedeutsamkeit erhoben, wenn
nicht bloss Familienbilder, sondern Genossenschaftsgruppen für üffenp
liche Gebäude und Gildenhäuser geschaffen werden sollten.
1m übrigen hutte gerade die gebildete Welt Hollands nach
wie vor Lust zu italisieren, und betrachtete die heimatlichen
Neuermmgen mit Misstrauen, ja mit Abneigung. Bei diesem Fesp
halten an der italienischen Kunst, sei es nun, dass es ans Import
oder aus manieristischer Nachahmung seine Befriedigung fand, wal-
es nun freilich vorbei mit der Madonnen- und Heiligenmalerei,
welche in Italien die meisten Pinsel in Bewegung gesetzt, und
die holländische Nachfrage richtete sich auf mythologische und
allegorische Darstellungen. Auch war es nicht mehr die Kllnst