Die
holländische
Malerei.
Die
italisierenden Naehzügler
Historienbild.
im
Es giebt kaum grüssere Gegensätze in der ganzen Geschichte
der Malerei, als sie sich im Laufe des 17. Jahrhunderts zwischen
den südwestlichen und den nordüstlichen Teilen der Niederlande,
mithin eines und desselben Landes mit gleicher Sprache und bis
zum Ende der Unabhängigkeitskrieges auch gleicher Geschichte ent-
wickelten. Freilich würden zu einem solchen Auseinandergehen der
Kultur die politischen und religiüsen Umwälzungen des 16. Jahr-
hunderts nicht ausgereicht haben. Denn wenn auch die sich voll-
ziehende Scheidung, Welche das Festhalten des monarchischen
Prinzips, der Fremdherrschaft und des Katholizismrls einerseits und
die Einführung einer füderativ republikanischen Verfassung mit
der Reformation anderseits für das ganze Kulturleben herbeiführten,
kaum zu einschneidend gedacht werden kann, so War es doch
noch ausschlaggebender, dass die von vorneherein vorhnndenen
nationalen Gegensätze zwischen dem mit gallischen Elementen
versetzten Süden und dem ziemlich rein niederdeutschen Volkstum
des Nordens, welche bisher ziemlich latent geblieben waren, im
Reformationszeitalter bewusst und entfesselt wurden. Dem vlämischen
Volk war der Prunk, die Nlonumentalität und die Farbenlust in
der vorzugsweise der Kirche und dem Palast dienenden Kunst
nicht von den Spaniern importiert und von den Hütern des Katho-
lizismus aufgezwungen, sondern dem Volkselement entsprechend
und von ihm genährt. Im holländischen Gebiet dagegen würde
der germanische Sinn für das Haus und dessen Schmuck der
Kunst dieser Zeit das häusliche und unmonumentale Gepräge
wenigstens bis zu einem gewissen Grade auch dann gegeben haben,
wenn es den Holländern auferlegt worden wäre, spanisch zu bleiben.