Van
und
Dyck
die
der Rubens-Schule.
Grossmaler
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Mit krankhafter Ruhm- und Rivalitätsbegier und in välligem
Verkennen des Umfangs seines Leistungsfeldes strebte van Dyck
vielmehr nach grüsseren Aufträgen der Art, wie sie seinem Meister
zu teil geworden. Er schien auch bereits dem Ziele nahe, allein
das Projekt, den Festsaal von Whitehall, für welchen Rubens die
Deckenbilder geschaffen, mit Wandgemälden zu schmücken, scheiterte
im letzten Augenblick an den für die damalige kritische Lage
der küniglichen Mittel zu hohen Kosten. Ich mächte sagen,
glückhcherweise; denn nach dem erhaltenen Entwurf würde das
Werk wie van Dyck wünschte, in Gobelins, oder als Lein-
wandbilder ausgeführt den Ruhm des Meisters eher geschädigt
haben. Auch der Versuch, durch sein persänliches Erscheinen in
Paris von Richelieu einen ähnlichen Auftrag für den Louvre zu
erwirken, wurde durch die unbequeme Heimkehr Poussins und
durch den Gesundheitszustand van Dycks vereitelt. Schwerkrank
kehrte er im Spätherbst" des Jahres 1641 nach London zurück,
wo er noch die bittere Freude erlebte, dass seine ihm erst seit
einem Jahre angetraute Gemahlin, die einstige Hofdame Mary
Ruthwen, ihm ein Tüchterchen schenkte. Am g. Dezelnber 1641
erlag er seinem Brustleiden.
Neben van Dyck hatte Rubens nur noch einen ganz her-
vorragenden Schüler und Gehilfen, Frans Snyders, den wir jedoch
als Tier- und Stillebenlnaler einer späteren Betrachtung vorbehalten
müssen. Im übrigen haben wir es zunächst mit vier ungefähr
gleichwertigen und daruln auch in ihren Werken schwer von
einander zu sondernden Malern und mit einer Schar von Kräften
dritten Ranges zu thun, mit welchen wir uns billig kurz fassen
werden.
Zu den tüchtigsten Gehilfen in Rubens' Werkstatt gehärte zu-
nächst Abraham van Diepenbeck,geb.15g6 zu Herzogenbusch,
gest. 1675 zu Antwerpen. E1" hatte sich 1623 als Glasmaler in
Antwerpen niedergelassen, war aber bald zu Rubens übergetreten,
bei welchem er sich als dessen stilgetreuester, wenn auch ziem-
lich unselbständiger Nachfolger entwickelte. Von seinen Werken
sind die vGrablegunga und wBeweinung Christix in Braunschweig
und Wien, die vVermählung der hl. Kaxharinae in Berlin, nament-
lich aber die vFlucht der Clülia aus dem Lager des Porsenaa in
Berlin und im Louvre hervorzuheben. Ähnlicher Art war
Cornelis Schut, geb. r597 zu Antwerpen und 1655 daselbst
gestorben. Dass es auch ihm bei aller Aneignung der Rubensschen
Art an der Kraft fehlte, auf eigenen Füssen das zu leisten, was
er als Gehilfe des Meisters unter dessen Leitung vermochte, zeigt