Rubens.
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die bussfertigen Sünderac in München (K1. B. 71), die vKreuz
tragung Christia in Berlin, der nbethlehemitische Kindermorda in
München, die xhl. Cäciliaa in Berlin, die 2h]. Theresea in Apt-
werpen, der zSilenzuga (K1. B. 353) und die wSchäferSzenea in
München, neben welchen die drei letzten Lebensjahre noch
datierbare Bilder aufweisen, nämlich 1637 die wKreuzigung Petria
in S. Peter zu Küln, 1638 die vAllegorie des Kriegesx in Palazzo
Pitti (K1. B. 551) und 1639 das xParisurteilx in Madrid.
Verhältnismässig später Zeit sind die wenigen Genrebilder
des Meisters, wie die prächtige xBauernkirmesscc im Louvre und
der aBauerntanza in Madrid. Auch seine Landschaftsbilder, unter
welchen jene heroischen Stiles, wie wOdysseus mit Nausikaaa in
Palazzo Pitti, oder die wRettung von Philemon und Baucisc in Wien
oder der vSchiffbruch des Äneasa bei Mr. Hope in London wohl
etwasfrüher sind, als die Während seiner Sommerfrischen in Steen
gemalten Idyllen, gehären zumeist in seine letzteren Jahre. In ihrer
Taufrische, Nässe nach verzogenem Gewitter, in ihrem Sonnen-
brand wie kühlem Schatten zeigen diese Idyllen, wie sie die
Pinakothek zu München (K1. B. 196), die Nationalgalerie zu
London, Wiltonhouse, Windsor (K1. B. 225), Buckingham Palace
(K1. B. 62 I), Palazzo Pitti in Florenz (K1. B. 652) und die Ere-
mitage zu St. Petersburg bewahren, eine Naturauffassung des
atmosphärischen Lebens, wie sie kein Landschaftsbild seiner Zeit
wiedergiebt. Gelegentlich bei reichlicher Weideviehstaffage ans
Tierstück streifend, geben sie dem Künstler Anlass, auch hierin
seine Überlegenheit zu äussern.
Im ganzen betrachtet lässt sein Schaffen die Behauptung
als durchaus vollberechtigt erscheinen, dass Rubens nicht bloss im
allgemeinen, sondern auch in jedem einzelnen Fach der Malerei,
im religiüsen, mythologischen, allegorischen und geschichtlichen
Bild, im Porträt, im Genre, in der Darstellung des Wildes und
des Haustiers, in der Landschaft und im Stilleben alle seine
vlämischen Vorgänger und Zeitgenossen überragte. Wir flnden
freilich in seinen Werken nicht mehr die reine klassische Schün-
heit eines Raphael und die massvolle Ruhe und Selbstbeschrän-
kung des Cinquecento überhaupt, sondern vielmehr etwas dem
barocken Jesuitenstil gleichartiges, pompüses, fanfarenhaftes, allein
er ist eben, wie jeder echte Künstler, cin Kind seiner Zeit und seines
Landes, welche er vol1 und ganz widerspiegelt, nur wärmer, lebendiger,
üppiger und kräftiger, als es irgend ein anderer Zeitgenosse vermochte.
War auch der Schluss seines Lebens nicht ungetrübt und
durch ein schweres Gichtleiden mit mancher Entsagung in Arbeit