Florenz.
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Anbetung der Künige, Darbringung im Tempel, Flucht nach Egypten,
des bethlehemitischen Kindermordes, des zwälfjährigen Christus
im Tempe], des Lebens in Nazareth und der Kreuzigung ein be-
stimmtes Urteil ermüglichen. Kurz vor 1300 aber frnden wir
den Künstler in Rom, wo er für den Kardinal Jac. Gaet, Stefaneschi
mit Unterstützrlng des rämischen Mosaicisten P. Cavallini das noch
erhaltene Mosaik der sog. wNavicellaa in der Vorhalle von S. Peter
und fünf verlorene Gemälde aus dem wLeben Christie für die
Tribuna von S. Peter schuf, ausserdem aber auch das Triptychon
der Sakristei der Kanoniker von S. Peter mit dem wsegnenden
Christusa im Mittelbilde und dem xMartyrium der Apostelfürstenc
auf den Flügeln. Es ist nun keine Frage, dass das genannte
Mosaik Wie das Tafelwerk sich an Vorzügen mit den beschriebenen
Allegoriefresken in Assisi nicht messen kann, was Wohl weniger
durch die als Aufgabe gestellten Gegenstäzrde, als durch den
Umstand zu erklären ist, dass Giotto und die italienische Kunst
des Trecento überhaupt in der Wandmalerei jene Technik sah,
Welche ihrem Freiheits- und Selbständigkeitstrieb am meisten zu-
sagte, Es ist daher sehr zu beklagen, dass das einzig nach-
weisbare Wandgemälde, welches Giotto während seines Aufenthaltes
-in Rom ausführte, nBonifazius VIII. mit drei Assistenten 129g das
jubiläum verkündende, von der Loggia des Lateranpalastes in die
Laterankirche versetzt, in seinem dermaligen Zustande keine kunst-
geschichtliche Rolle mehr zu spielen vermag.
Bald nach 1300 fmden wir Giotto wieder in Florenz, wo
er wahrscheinlich bis 1302 die Malereien in der Kapelle des
Palazzo del Podestä ausgeführt hat, deren geringe Erhaltung keine
Handhabe zu einem sicheren Urteile giebt. Umsomehr vermägen
wir uns auf die nächstfolgenden Arbeiten des Meisters zu stützen,
nämlich auf den zwischen 1303 und 1306 ausgeführten umfäng-
lichen Freskencyklus in der Capellz degli Scrovegni (S. Maria.
del1' Arena.) zu Padua. Die 30 Darstellungen aus dem alten und
neuen Testamente, welche in drei Reihen übereinander die Längs-
wvände Wie die Chor und Eingangswand bedecken, zeigen die epische
Ruhe der Franciscuslegende und selbst der Allegorien zu einer
dramatischen Kraft und Belebtheit erhoben, welche als ein weiteres
Stadium der Entwicklung Giottos betrachtet werden muss. Von
sehr fragwürdiger Bedeutung für die Charakteristik der Kunst des
Meisters sind dagegen die Grau in Grau gemalten allegorischen
Figuren am Sockel der genannten Kirche, deren Giottdsche
Urheberschaft nicht ausser Zweifel steht, von minderem Belang
auch die sehr beschädigten Malereien im Kapitelsaal des Santo zu
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