Rubens.
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ihn rasch nicht bloss berühmt, sondern zum ersten Maler seiner
Zeit machten. Aus demselben Jahre stammt die 2h]. Familiea
bei Sir Richard Wallace in London, von 1610, die xAnbetung
der Künigex in Madrid und die xKreuzaufi-ichtunga mit den
vhl. Frauen unter den Schächerkreuzemc auf den Flügeln in der
Kathedrale zu Antwerpen. In den Jahren 161 rjz aber entstand
das Hauptwerk der wKi-euzabnahlnea mit den Flügelbildern der
vI-Ieimsuchunge und xDarstellung im TempeM in derselben Kathe-
drale, eine Stiftung der Schützengilde von Antwerpen. Der ita-
lienische EinHuss, welcher in Italien den Künstler in der Weise
der van Veenschen Schule zu einer Nachahmung aufforderte, die
seiner eigenwilligen Natur uud van Noortschen Erziehung doch
nicht gelingen wollte, hat sich jetzt auf ein wohlthätiges Mass
reduziert. Er lässt jetzt seiner eigenen Zeichnung und namentlich
seinem blühenden Kolorit, seiner eigenen Phantasie und dem
eigenen Sehen der heimatlichen Natur freien, von der Erinnerung
nur mehr sanft eingeengten Spielraum. Keineswegs Naturalist im
strengen Wortsinn zaubert er doch seine ganze von Kraft und
Saft strotzende Lebensfreude und die ganze Pracht, wie sie seinem
geistigen Auge vorschwebte, die ganze Wucht seines urwüchsigen
Ernpfmdens aber ohne die Derbheit seiner früheren Schulart in
diese Schüpfungen. Wie Michelangelo seine eigene gigantische
Welt auf Grund der Antike aus plastischer Vorstellung entwickelt,
so bevülkert auch Rubens seine mächtigen Tafeln mit über-
menschlich grossartigen Wesen, aber auf rein malerischem Wege
und auf Grund der Erscheinungswelt seiner Heimat. Seine Ge-
stalten sind nicht marmorn und abstrakt, sondern Ifleisch und Blut,
voll Wärme, Gesundheit und Lebenskraft.
In diese Zeit gehürt wahrscheinlich auch das wSelbstbildnis
ohne Huta in den Ufüzien, wie die Bildnisgrulape des Palazzo
Pitti, welche vihn selbst, seinen 1611 gestorbenen Bruder Philipp,
neben den Gelehrten Lipsius und Grotiusa darstellt (K1. B. 664), in das
Iahr 1612 aber vder dem Kriegerstand entsagende hl. Bavoa in der
Kathedrale zu Gent. Selbst wenn wir uns für die nächste Zeit auf die
Aufzählung der verhältnismässig wenigen sicher datierbaren Werke
beschränken, ergiebt jedes Jahr eine ansehnliche Leistung. So ent-
standen 1613 der wUngläubige Thomasa irn Museum zu Antwerpen,
vjupiter bei Callistoa in der Galerie zu Cassel, und das spätestens
1612 für den Dom zu Freising bestellte vApokalyptische Weibc,
jetzt in der Pinakothek zu München, 1614 die vBeweinung Christia
in der Kaiserlichen Galerie zu Wien und die xFlucht nach Egyptenx
in Cassel, 1615 die wAnbetung der Hirtemf in S, Jan zu Mecheln