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Malerei
Die
Italiens
im
Trecento.
eines anonymen Commentators Dantes vor, nach welcher Giotto,
bei einem Wollhändler in Florenz in der Lehre, sich solange um
die Cimabuäsche Werkstatt herumgetrieben, bis der unzufriedene
Padrone das Lehrverhältnis läste und dadurch dem Knaben den
Eintritt in die Malerwerkstatt ermäglichte. Sein erster Ent-
wicklungsgang ist nicht mehr sicher nachzuweisen, da. die ersten
Proben seiner Kunst, nämlich die von Vasari erwähnten Malereien
in der Badia von Florenz, verloren sind, doch werden die Szenen
aus dem vLeben des hl. Franciscusc in der Oberkirche von
S. Francesco zu Assisi (K1. B. 181, 259, 667) vielleicht noch
seiner Frühzeit angehüren. Jedenfalls war Giotto bereits in seine
Vollreife eingetreten, als er infolge Berufung durch den 1296
erwählten Ordensgeneral Fra Giovanni di Muaro die schünen
Allegorien der drei Ordensgelübde schuf, welche noch jetzt mit
der Glorie des Heiligen in guter Erhaltung die vier Felder des
Kreuzgewülbes über dem Grab des Ordensstifters in der Unter-
kirche von Assisi schmücken. Der Fortschritt im Vergleich mit
der wFranciscuslegendeK, die trotz unleugbarer Bedeutsamkeit in
Auffassung und Inszenierung doch noch vielfach an harter Aktion
und Formgebrlng, an überschlanken Proportionen und an kaltem;
unverarbeitetem Kolorit leidet, ist nicht bloss nicht zu verkennen,
sondern überraschend. In der eindrucksvollen xVermählung des
Heiligen mit der Armuta (K1. B. 649) und noch mehr in der
Üochübernahme des hl. Franciscus als Sinnbild des Gehor-
samsa (K. B. 67 3), ja selbst in der etwas scholastisch be-
handelten wAllegorie der Keuschheita (K1. B. 661) verbindet
sich eine grossartig angeordnete Komposition mit ebenso ge-
diegener Selbständigkeit der Formensprache und einer empfmdungs-
vollen Innigkeit des Ausdrucks, wodurch sich diese Werke allen
vorangegangenen christlichen Malereien als weitüberlegen dar-
stellen. Nicht minder auch durch das Kolorit, das vorher dunkel,
schwer und undurchsichtig, hart kontrastierend und durch die
Musivtechnik von intarsiaartiger Wirkung geworden war, jetzt aber
leicht, hell, lucid und mild in den Übergängen wird. Hat man
schon den Geschichten des Franciscus gegenüber das Gefühl,
dass sich im Gegensatze zu der international gewordenen byzan-
tinisehen Kunst eine nationale italienische vorbereite, so fmdet
man den Emanzipationsprozess der italienischen Kunst in den
Gelübdebildern vollzogen.
In dieselbe Zeit wie die letzteren, scheinen auch die Malereien
des rechten Querschiffarmes der Unterkirche zu gehären, soweit
der Zustand der Darstelhlngen der Heimsuchung, Geburt Christi,