Florenz.
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erhaltene Stück von Cimabues Arbeit, die wthronende Madonna
mit vier Engeln in ganzer Figur und dem nebenstehenden
25. Franciscusa im nürdlichen Kreuzarm der Unterkirche (K1. B.
64 3) belehrt jedoch einigermassen bezüglich des auffallenden
Fortschrittes, den der Künstler in dem Bestreben, sich von der
Tradition zu lüsen und auf unmittelbare Naturbeobachtung ein-
zugehen, seit den drei erwähnten Madonnentafeln gemacht. Dieses
Wandgemälde wie einzelne Fragmente der Malereien der Ober-
kirche erheben es aber auch über allen Zweifel, dass die Arbeiten
Cimabues zu Assisi in eine spätere und gereiftere Zeit des
Künstlers gehären als die Madonnentafeln, wenn auch der
wichtige Umstand nicht ausser Acht gelassen werden darf, dass
in der XVandmalerei die Emanzipation von1 Byzantinismus sich
energischer vollziehen konnte als im Tafelbild und Mosaik.
Die Mehrzahl der übrigen Fresken der Oberkirche gehürt
der Schule Cimabues an, wobei gewisse Ähnlichkeiten mit ge-
sicherten Musivwerken des Filippo Rusuti und des Gaddo
Gaddi geneigt machen, zunächst an diese zu denken. Dabei
brachte es wohl die überlieferte Mosaiktechnik mit sich, dass
sowohl das den vsegnenden Erlüser mit Engeln, Maria und sieben
Heiligenr darstellende obere Mosaik der Fassade von S. Maria.
Maggiore in Rom, als Werk des Rusuti durch die Inschrift ge-
sichert, wie auch die vKrünLmg Mariäx von Gaddo Gaddi,
innen über dem Hauptportal von S. Maria del Fiore in Florenz
angebracht, zwar über den traditionellen Stil, wie er noch bei
Torriti und Fra Jacopo erscheint, hinausgehen, aber doch noch
eine aus byzantinischer Manier und Cimabudscher Weise ge-
mischte Behandlung zeigen, obwohl beicle Künstler, Wenigstens
sicher Gaddo Gaddi(125g?-1332) jünger waren als Cimabue
und ihn fast um ein Menschenalter überlebten. Dadurch erklärt
sich auch, dass manche Züge, wie sie sich insbesondere an dem
nach Vasari von Gaddo Gaddi herrührenden Mosaik der xHimmel-
fahrt Mariäe in der Capella Ranieri der Kathedrale von Pisa
finden, noch über die Art Cimabues hinausgehen und an Giotto
gemahnen.
Unter den Schülern Cimabues war aber einer berufen, einen
entscheidenden Schritt nach vorwärts zu machen und die Tradition
ganz abzuschütteln, nämlich Giotto di Bondone (1266-1337).
Wir ziehen natürlich der bekannten und bis auf Ghiberti zurück-
gehenden Legende, wonach Cimabue den Hirtenknaben Giotto
ein Schaf seiner Herde zeichnend auf dem Lande gefunden, die
noch ins 14. Jahrhundert hinaufreichende glaubwürdigere Notiz
Reber, Grundriss. 2