Die
bolognesische
Schule.
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merklich nach. Erst mit Guido engbefreundet dann aber zerfallen,
um Domenichino eine dauernde Anhänglichkeit zu bewahren, blieb
er in Gemässheit seiner Veranlagung doch an dem anmutigen Stil
Renis haften. Indes vermochte er im wesentlichen doch nur
ein Darstellungsgebiet mit selbständigem Erfolg zu kultivieren,
nämlich das der Ijngel- und Puttenreigen in mehr oder weniger
reicher landschaftlicher Umgebung. Doch auch hierin wie im
mythologischen und allegorischen Genre erscheint er nur anerkennens-
wert und reizvoll, wenn er sich auf kleinen Massstab beschränkt,
während er in grossen Darstellungen und besonders in seinen
Altarbildern leer und unzulänglich wirkt. Ebenso erhebt sich
Giovanni Lanfranco, geb. 1580 zu Parma, gest. in Rom
1647, unter den Mitgliedern der Schule nur zu einem Maler
zweiten Ranges, wenn er auch, vorzugsweise von den Kuppel-
malereien Correggios angeregt, in der Weise seines grossen Lands-
mannes grosse Erfolge gewann und wohl derjenige war, welcher
den froschperspektivischen W olkenglorien zur weitesten Verbreitung
verhalf. Nicht hüher steht Giovanni Francesco Barbieri,
genannt il Guercino (der Schieler), geb. 1590 zu Cento, gest.
1666 zu Bologna, der zwar nur indirekt zu den Schülern "der
Caracci. zählt, gegen den Schluss seines Lebens aber sogar Haupt
der Schule Wurde. Weder mit der Ernpfrndung eines Reni, wie
dies seine "AAÜIOIEJÄ in der Villa Ludovisi (K1. B. 216) zeigt, noch
mit der Energie eines Domenichino ausgestattet, vermochte er
es indes über formale Korrektheit kaum hinauszubringen.
Nur ihrer koloristischen Tüchtigkeit wegen verdienen endlich
noch Alessandro Tiarini und Giacomo Cavedone unter
den Caraccischülern genannt zu werden. Der erstere, geb. 1577
zu Bologna, gest. daselbst 1668, war aus einer üorentinischen
Manieristenschule in die bolognesische Werkstatt übergegangen,
und verdankte wohl früheren Studien nach Andrea. del Sarto das
Ansprechende seines malerischen Vortrags. Der andere, geb. 1577
zu Sassuolo im Modenesischen, gest. 1660 zu Bologna, war von
dem Manieristen Bartolomeo Passerotti in Bologna zu den Caracci
gekommen und hatte dann seine Eigenart in einem gewissen
Anschluss an die venetianische Art gesucht. Allein er hielt nicht
das, was seine bedeutenden Talente versprachen, und verkam im
Elend. Andere Caraccischüler genügt es nur zu nennen. So
Lucio Massari (1569-1633), Francesco Brizio (1574 bis
1623) und Lorenzo Garbieri (158o_1654). Mit dem Bildnis be-
schäftigte sich der meist in Rom thäitige Baldassare Aloisi genannt
G a 1 an i n o (1 5 7 7 1 6 3 8), mit dekorativem Innen- und Aussenschmuck
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