Die
bologn esische
Schu
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hingerichteten fvBeatrice Cencia sein frühest datiertes Werk. Sein
wiederholter Aufenthalt in Rom hatte ihn zunächst zu Antiken-
studien veranlasst, welche nachdrücklicher in die eklektische Kunst
eingeführt zu haben wohl sein Verdienst ist. In seiner zweiten
rümischen Zeit (1605-16 12) empiing er aber auch den mächtigen
Eindruck des Naturalismus eines Caravaggio, welchem er in einigen
Bildern huldigte, wie in der xlireuzigwung Petria in der Galerie
des Vatikan und in den xEinsiedlern Paulus und Antoniusx im
Museum zu Berlin.
Allein schon 1608 ünden Wir ihn wieder im idealen Fahr-
wasser, wie dies der wTodesgang des hl. Andreasa in der Andreas-
kapelle bei S. Gregorio, das reizende rxEngelkonzertrc in der Sylvia-
kapelle bei derselben Kirche, namentlich aber das 1609 entstandene
grosse Deckengemiilde des Casino von Palazzo Rospigliosi in Rom
(K1. B. 59) zeigt, das unter dem Namen xAuroraa weltbekannt
ist. Das letztere gehürt in der That zu den besten Arbeiten der
Caraccisten, und lässt durch eine tiberaus glückliche anmutige
Komposition, natürliche und frische Bewegung, heiteres Kolorit
und einen se1tene11 Jugendzauber manche Äusserlichkeit, F lauheit und
Oberilächlichkeit übersehen. Auch die 1610 gemalten Fresken in
der Hauskapelle des Quirinalpalastes mit der wHimmelfahrt Mariensa
in der Kuppel, Wie die wHeiligenszenenx der Grabkapelle Paul V.
in S. Maria Maggiore von 1611 stehen noch ziemlich auf gleicher
Hähe. Ebenso die nach seiner Rückkehr nach Bologna 1612
entstandenen Altarbilder, wPetrus und Paulusa in der Brera zu Mai-
land, der wbethlehemitische Kindermorda, die wPietä mit den
Schutzheiligen von Bolognae und der vCruciÜxusK, sämtlich in der
Pinakothek zu Bologna. Wie das letztere Bild, von welchem
eine Wiederholung in Modena bereits von einem lyrisch senti-
mentalen Schmerzausdruck, so erscheint dann auch die xI-Iimmel-
fahrt Mariär in S. Ambrogio zu Genua Wie in der Pinakothek zu
München (K1. B. 5 3 2) nur mehr von dem Reize eines dünnstimlnigen
Hymnus, der an Kraft des Knochenbaues und der Zeichnung
schon viel zu wünschen übrig lässt. Ebenso verhält es sich mit
dem Halbkuppelbild der xHimmelfahrt des hl. Dominikusa von
1620 in S. Domenico zu Bologna. und mit der xMadonnaa im
Prado zu Madrid (K1. B. 34).
Von nun an ging es mit seiner Kunst entschieden abwärts.
In Ravenna, Neapel und Rom, zum Teil Adurch die Missgunst
seiner Kunstgenossen, ohne wesentlichen Erfolg, widmete er sich
nun in der Heimat einer Produktion, die sich um so Hauer, hand-
werksmässiger und flüchtiger" erwies, jemehr ihn seine Leidenschaft
Reber, Geschichle. 18