272
Italien.
Agostino war noch früher aus dem Verein ausgeschieden,
Er hatte verhältnismässig wenig gemalt, obwohl ihn die vGebm-t
Christie von 1584 in S. Bartolorneo di Reno in Bologna, die
wMadonna mit Heiligencc von 1586 in der Galerie zu Par-ma, die
wletzte Kommunion des hl. Hieronymusa und die wI-Iimmelfahrt
Mariäa in der Pinakothek zu Bologna, ferner das Damenbildnis
von 1598 in der Galerie zu Berlin, die Gouachelandschaft in
Palazzo Pitti und seine Kupferstiche als einen ebenso tüchtigen
wie vielseitigen Vertreter der Schule erkennen lassen. Zu doktrinär
jedoch für die gemeinsame Arbeit mit Annibale in Palazzo Farnese,
hatte er Rom verlassen und war bald darauf, mit dem Fresken-
schmuck eines Pavillons für den Herzog von Parma beschäftigt,
in Panna 1602 gestorben.
Lodovico überlebte seine beiden Genossen und stand seit
1600 allein an der Spitze des Caraccischen Schulateliers, übrigens
keineswegs bloss als Theoretiker und Lehrer in der erst seit seinem
Alleinsein zur vollen Bedeutung gelangten Schule, sondern auch
praktisch thätig. Zwar waren schon die wMadonna Bargellinig
von 1588 und die wlmmaculataa in der Pinakothek zu Bologna,
das Fresko deä wGastmahls im Hause Simonz von 1592 1m
Olivetanerkloster von San Micchele in Bosco, die vVision des
hl. Hyacinthusa von 15941111 Louvre und die wHimmelfahrt Christix
von 1597 in S. Cristina zu Bologna von unzweifelhaftem Verdienst
allein die vollreife Abgewogenheit und ruhige Grossheit seiner
Art zeigt sich doch erst in den Arbeiten nach dem Fresken-
cyklus des Klosterhofs von S. Micchele in Bosco, namentlich in
dem xhl. Martina der Kathedrale von Piacenza und in den zwei
Darstellungen der vBestattung und Himmelfahrt Mariäa in der
Galerie zu Parma. Bezeichnend für den Ernst seiner Bestrebungen
ist, dass der Gram über einen zu spät entdeckten Zeichenfehler
an der kolossalen vVerkündigunga in S. Petronio zu Bologna ihn
aufs Totenbett warf 1619.
Der hervorragendste unter den Schülern der Caracci wal-
Guido Reni, geb. 1575 zu Bologna als der Sohn eines Musikers,
Erst bei Calvaert in der Lehre, war er in seinem 20. Jahre bei
Lodovico eingetreten, hatte aber schon I 598 sich nicht bloss selbsp
ständig gemacht, sondern in der Konkurrenz um die Fresken in
Palazzo pubblico zu Bologna seinen zweiten Meister sogar ge_
schlagen. Die Fresken sind verloren, und abgesehen von der
vielleicht schon vor 1598 entstandenen vKrünung Mariensa in
der Pinakothek zu Bologna, welche neben caraccischen Zügen
noch Calvaerts Manierismus zeigt, ist das schone Bildnis der 1599