Die
bolognesische
Schule.
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maltes Rahmenwerk gegliedert, welches in Architektur und Aus-
schmückung zwar an die Gliederungen des Gewülbes der sixtinischen
Kapelle gemahnt, aber sich doch selbständig an die damalige
Barockarchitektur anschliesst. Dasselbe gilt von den Dekorativ-
üguren, während die lebendige Zeichnung und Komposition wie
das blühende Kolorit mit der vielfach auf Correggio zurückgehenden
Lichtführung der Gemiilde selbst ebenso von dem kombinierten
Programm der Caracci wie speziell von der glänzenden Begabung
Annibales das günstigste Zeugnis giebt, Die Galerie Farnese
darf unbedenklich als das bedeutendste Werk der ganzen Schule und
als eine Leistung betmchtet werden, welche sich den Schüpfungen
der grossen Cinquecentisten dem Werte nach mehr nähert, als die
Malereien Giulio Romanes in Palazzo del Te zu Mantua.
Hatte Annibale erst in der xMadonna mit Heiligenq von
1592 wie in der ebenfalls jetzt im Louvre befmdlichen wAuf-
erstehung Christie von 1593 den in früheren Arbeiten noch un-
verlnittelterl Eklekticislnus abgeklärt und organisch verschmolzen
gezeigt, so erwies er sich doch nicht vor den Tafelbildern, zu welchen
er während der Arbeit in Palazzo Farnese Gelegenheit fand, als
den ganzen und vollreifen Meister. Mit diesen aber entfaltete er
eine Vielseitigkeit, die ihn den verschiedensten Aufgaben und
Kunstzweigen gleich gewachsen zeigte. Denn auf gleicher Hühe,
wie mythologische Bilder, stehen auch Altarwerke, wie die vI-limmel-
fahrt Mariär: in S. Maria del Popolo, oder die vMadonna. mit
dem hl. Gregorcc in der Bridgewater-Galerie zu London. Und ebenso
kraftvoll wie das Bildnis, in dessen Gebiet der lautenspielende
wGiov. Gabriellee (il Mascarone) in der Dresdener Galerie oder
sein Selbstbildnis in den Ufüzien hervorragt, vertrat er dann auch
das Genrebild, wovon der wFleischerladenr in Oxford und das
wBäuerliche Linsengerichte in Palazzo Colonna zu Rom Zeugnis
giebt, der von ihm radierten Bologneser Strassenüguren nicht
näher zu gedenken. Besonders aber kann er als der Begründer
der italienischen Landschaftsmalerei betrachtet werden, welche
durch ihren Einüuss auf P. Bril, Claude, Poussin, Dughet u, s. w.
von umfassendster Bedeutung geworden ist. Die Galerie Doria
in Rom wie die Galerien zu Madrid, Paris, St. Petersburg und
Berlin bewahren noch treffliche Stücke, an denen zwar die deko-
rative Absicht nicht zu leugnen, ebensowenig aber auch eine ge-
wisse Grossartigkeit und stimmungsvolle Auffassung zu verkennen
ist. Wie es scheint mehr durch Überarbeitung Awie wegen schlechter
EntlOhnung seines Farnese-Werkes nerväs und schwermütig ge-
worden, starb er schon 1609 in Rom.