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Italien.
Giulio Romano und in Venedig nach Tizian, Tintoretto und Paolg
Veronese führte. Kein Wunder, dass dabei Correggio und die
Venetianer gegen den Rämer im Vorteil standen, und dass sich
dadurch ein fühlbarer Gegensatz gegen die vornehmlich auf Michel-
angelo und Raphael fussenden Manieristen bildete. Heimgekehrt
wusste dann Lodovico seine beiden Vettern Agostirxo Caracci,
geb. 1557, und Annibale Caracci, geb. 1560, für seine
Erfahrungen und Ziele zu gewinnen, und sie zu einem ähnlichen
Studienaufenthalt in Parma und Venedig zu veranlassen. Nach
dem Abschluss dieses, 1582, bezogen sie in Bologna nicht blogs
ein gemeinsames Atelier, sondern gründeten eine Schule, welche
sie die Accademia degli Incamminati (die Schule der Reform)
nannten. In der Weise aller Akadenlien seit dieser sorgten sie
dabei für lebende und tote Modelle, für Gipsabgüsse, Handzeicb
nungen und Stiche, wie denn Agostino selbst die Theorie in Ge-
stalt von Vorlesungen nicht versäurnte. Der eigentliche Vorzug
vor den Schulateliers der Manieristen, wie ein solches damals
unter starkem Zulauf der Niederländer Dionys Calvaert in Bologna
hielt, bestand darin, dass von den Caraccis darauf gehalten wurde,
die traditionellen Vorzüge der grossen Meister nicht bloss zu ver_
binden, sondern durch eifrige Naturstudien zu selbständiger und
neuer Gestaltung und Lebendigkeit zu bringen. S0 wurde ans
der Akadernie der Reform oder der Eklektiker etwas wirklich
Verdienstliches und den stetigen Rückschritten der Manieristen
gegenüber ein Fortschritt.
Sowie sich das gegenseitige Verhältnis der drei Akademie_
gründer schon in den Fresken des Palazzo Fava. und in dem bald
darauf gemalten. xRomulus- und Remusfriese des Palazzo Magnani
zu Bologna entwickelt hatte, so blieb es trotz aller Gesamttüchtig-
keit jedes einzelnen im wesentlichen: Agostino erfand, Lodovico
komponierte, Annibale malte. Die Malereien der drei Erdgeschoss-
säle des Palazzo Sampieri von 1593 besiegelten ihren gemein.
schaftlichen Ruf, welcher auch rasch über die Mauern Bolognas
hinausüog. Schon 1597 erging ein hochbedeutender Arlftrag ans
Rom an Agostino und Annibale, nämlich der, die grosse Galerie
und ein anstossendes Zimmer des Palazzo Farnese mit Fresken
zu schmücken. Agostino konnte oder wollte sich daran nur einige
Jahre beteiligen und so blieb das gewaltige Werk dem Annibale,
dem daran die Flügel gewachsen, allein innerhalb eines Jahrzehnts
durchzuführen. Es stellt einen reichen Cyklus aus der Gätter.
und Heroenwelt mit besonderer Betonung der Liebesmythen dar.
Die Wände und Gewülbe sind durch ein meist grau in grau ge-