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Malerei
Die
Trecento.
im
Italiens
Fesseln seiner Zeit wie der allgemeinen Übung abzustreifen, so-
ergiebt sich aus allem, dass sein Wirken sich mehr als eine Ver--
mittlung und als ein Übergang vom Alten zum Neuen darstellt,
und dass er es in der Hauptsache doch seinem grossen Schüler"
und Nachfolger überliess, den Bruch mit der verknücherten Ver-
gangenheit vollkommen zu rnachen.
Dies zeigen schon seine drei thronenden Madonnen, die"
bedeutendste in S. Maria Novella zu Florenz, die geringere aus-
S. Trinitä, jetzt in der Akademie zu Florenz, und das dem letzteren
Bilde sehr ähnliche aber stark gescheuerte Werk aus S. Francesco
in Pisa, jetzt irn Louvre zu Paris. Man gewahrt wohl in der
schwärmerischen Melancholie und in der Neigung des Kopfes der
Madonna ein Erwachen des vüllig erstorbenen Ausdrucks der-
byzantinischen Kunst, aber das unrichtige Verhältnis des zu grossen
Madonnenkopfes zu der übrigen Gestalt, Formen und Haltung"
des Kindes und die Behandlung des Gewandes erscheinen noch
ganz in der Tradition befangen. Den meisten Fortschritt zeigen
die Engel, deren Küpfe weitab von dem überlieferten Typus in
Zügen, Bewegung und Haar von nicht geringem Reize sind._
Sehen wir dann ganz ab von der durch Übermalung hinsichtlich
ihres Urhebers zweifelhaft gewordenen Madonna in der National-
galerie zu London 'oder von der wahrscheinlicb etwas später-
entstandenen hl. Cäcilia aus S. Cecilia, jetzt in den Ufüzien in
Florenz, so erscheint der Cruciüxus in S. Croce zu Florenz noch
gebundener und traditioneller als die Madonnen. Ebenso scheint
es sich mit dem Apsismosaik des Doms zu Pisa zu verhalten,
dem letztnachweisbaren Werke des Meisters, mit welchem er 1301
noch beschäftigt war. Allein an diesem erweckt mehr die Technik
den Eindruck früherer Weise, denn Zeichnung, Ausdruck und
Gewandung, ja sogar das Kolorit verraten bereits einen ent-
schiedenen Fortschritt in der Richtung der Befreiung aus
byzantinischen F esseln.
Hatte aber die Wandmalerei die Bestimmung, das Haupb-
feld der Entwicklung der italienischen Malerei überhaupt zu
werden, so äusserte sich dies schon an den Arbeiten Cimabuesv
in S. Francesco zu Assisi, Üvelcher Kirche die Rolle zu teiI
wurde, das erste Werk der Vollreife italienischer Gotik in der
Architektur und zugleich die Wiege der neugebornen italienischen
Malerei zu werden. Wenn aber auch hier die ganze Ausmalung
von Chor und Querschiff der Oberkirche für Cimabue in An-
spruch genornmen werden kann, so ist ihr Zustand leider von der
Art, dass ihre Beurteilung vielfach auseinandergeht. Das best-