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Deutschland.
Immerhin ernster und gewissenhafter waren die Bestrebungen,
denen Christoph Schwarz huldigte. Geboren vor 1550 zu
oder bei Ingolstadt, war dieser aus seiner Münchener Schule bei
Melcher (Melchior Bocksberger F) nach Venedig gelangt, und hatte
sich dort dem Tintoretto angeschlossen. Uber seinen dortigen
Gewinn konnen zwar seine von Sandrart besonders gerühmten
Fassadenmalereien, als sälntlich verloren, keine Belehrung mehr
bieten, doch geben seine erhaltenen Altarwerke und Bildnisse
noch Handhabe genug, um seine Tüchtigkeit ermessen zu 1assen_
S0 der, xEngelsturza und das vMartyriuln des hl. Andrease in
S. Martin zu Landshut und der Marienaltar mit den Flügelbildern
der hh. Hieronymus und Katharinaa und der rückseitigen sVeb
kündigunga in der Pinakothek zu München. Auch seine Bildnisse
zeugen nicht bloss von seiner tintorettischen Schulung, sondern
auch von viel Eigenart, Unmittelbarkeit und Hingebung. So sein
eigenes F amilienbild in der Pinakothek zu München und ein
männliches Bildnis mit Kind in Pommersfelden. Er starb als
Hofmaler Wilhelm V. 1597 zu München.
Mehr äussere Erfolge wusste sich sein jüngerer Genosse
Hans von Ach en zu erwerben, welcher 1552 zu Koln geboren,
ebenfalls zunächst an 'I'intoretto sich bildete, aber damit auch
das Studium der michelangelesken Manieristen, wie selbst Cor-
reggiosxzu verbinden strebte. In Koln, München und von 1592
bis an seinen Tod (1615) in Prag als Hofmaler Rudolph 1L
beschäftigt, bietet er in zahlreichen Altarwerken, mythologischen
und allegorischen Bildern, von welchen sich die meisten in.den
Galerien zu Wien, Prag und Schleissheim befmden, eine etwas
charakterlose Mischung von alledem dar, wobei eine gewisse
Schablone der Kürperformen und Gesten wie die Ausdrucks-
losigkeit der Käpfe schwer begreifen lässt, wie der Maler in seiner
Zeit zu hohen Ehren gelangen konnte. Übrigens sind seine Bild-
nisse (Ahnengalerie zu Schleissheim) nicht ohne Verdienst. 111m
nähert sich der begabte joseph Heinz, geb. 1565 in Bem,
seit 1591 bis an seinen Tod (1609) ebenfalls in Prag beschäftigt
Man sieht, dass bis an den Schluss des jahrhunderts Süddeutsch-
land die gefeiertsten Maler Deutschlands hervorbrachte oder
wenigstens beschäftigte. Bleibende und selbständige Bedeutung
kann übrigens von diesen und den übrigen Malern der Wende
zum 17, Jahrhundert hochstens dem Christoph Schwarz zuerkannt
werden.