Die Niederrheinische
Schule
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des Altars mit der r) Beweinung Christi, der hl. Veronica und dem Ioseph
von Arimathezm von 1524 im Städelschen Institut zu Frankfurt a. M.
Dass sich eine grosse Zahl seiner Werke in italienischen
Sammlungen beündet, beweist den auch an dem wachsenden Ita-
lismus erkennbaren längeren Aufenthalt des Künstlers südlich von
den Alpen. Darauf leiten der vDreikünigsaltam in S. Donato zu
Genua, die xMadonnaz in Palazzo Balbi Senarega in Genua,
wMaria und Annaa in der Galerie zu Modena, xSt. Hieronymusxz
in der Sammlung Cereda-Rovelli in Mailand und der xKreuzigungs-
altam im Museum zu Neapel. In noch weiter vorgeschrittener
italienischer Entwicklung aber die aus S. Luca d'Erba in Genua
in die Dresdener Galerie gelangte wAnbetung der Künigee, eine
gleiche Darstellung im Museum zu Neapel oder die rBeWeinung
Christia aus S. Maria della. Pace zu Genua, jetzt im Louvre.
Im Bildnis war der Meister so fein und hingebend, dass manches
seiner Werke als Massys oder Holbein gelten künnte, was auch
die Porträts in Cassel, in der Galerie Liechtenstein zu Wien und
in den Ufiizien in Florenz leicht erklärlich machen, obschon sie
sich immerhin durch ihre schüchterne Uodellierrlng und zarte
Carnation von den überlegenen Werken der beiden unterscheiden.
Über 1530 hinaus vermügen wir den Meister, dessen Selbst-
bildnis die Sammlung v. Kauffmann in Berlin (K1. B. 580) bewahrt,
nicht zu verfolgen.
Der hervorragendste Schüler des trefflichen Meisters war
Barthel Bruyn, geboren zu Küln 1493, gest. 1557. Mit wenig
Eigenart ausgestattet, pflegte er, nachdem er sich mit anerkennens-
wertem Geschick in die Art seines Lehrers eingelebt, diese so
lang zu manierisieren, bis er Gelegenheit fand, durch Studien bei
rückkehrenden (niederländischen) Italisten sich zu dem hervor-
ragendsten Fürderer der italienischen Richtung ambRhein zu ent-
wickeln. Seine unglaublich reiche Produktion, von welcher besonders
die Pinakothek zu München zahlreiche Stücke darbietet, ist übrigens
nicht immer von dern üden schematischen Charakter des grässten
Teiles derselben, indem es ihm wohl gelang, sich gelegentlich
und namentlich im Bildnis zu einer erfreulichen Frische und un-
mittelbaren Wahrheit aufzuraffen (K1. B. 496). Die Werke seiner
Sähne Arnt und Barthel Bruyn d. J. sind zur Zeit noch
nicht aus den Arbeiten der Bruynschen Nachfolge ausgelesen.
Auch den in dieselbe Zeit gehürenden külnischen Maler Hans
von Melem (bei Bonn) kennen wir nur ans seinem Selbstbildnis in
der Pinakothek zu München, welches ihn sicher als ans nieder-
ländischer Schule hervorgegangen erkennen liisst.