Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

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Deutschland. 
weiter zu gedenken. Die Samrnlung in Windsor enthält nicht 
weniger als 87 Blätter von Porträtstudien, zum Teil hächst aus- 
vgeführter Art, sämtlich aber von unerreichter Treue und Bestimmt- 
heit der Charakteristik, von den subjektiven Charakterbildern 
Dürers durch strengste Objektivität sich unterscheidend. Sie lassen 
auf den Umfang der Thätigkeit Holbeins in England schliessen 
und begreifen, dass er dieses ergiebige Ifeld niCht 1116111" Verlassen 
konnte. S0 musste er auch in fremder Erde, wahrscheinlich zu 
Ende des Jahres 1543 von der Pest dahingerafft, sich zur Ruhe 
legen. 
Eine eigentliche Schule hatte Holbein nicht. Doch suchten 
sich namentlich einige Schweizer Maler ihm zu nähern. Der 
älteren Generation, einem Hans Herbster ans Strassburg, 1468 
bis 1550, thätig in Basel, aber seit Ausbruch der Reformation 
der Kunst entsagend, oder einem Hans Dyg aus Zürich, zwischen 
1503 und 1527 in Basel nachweisbar, gelang dies wahrscheinlich 
nur in sehr beschränktem Masse. Hans Leu in Zürich aber, 
geb. 1470, gefallen in der Schlacht bei Kappel 1531, liess sich 
mehr durch EinHüsse Grünewalds und Dürers als durch jene 
Holbeins bestimmen. 
Hüher als diese brachte es der Solothurner Urs Graf 
zwischen 1488 und r 533 nachweisbar, eine zügellose Landsknechts- 
natur, in Gemälden selten und schwach (wdie Schrecken des Kfiegsx 
im Museum zu Basel) in seinen Zeichnungen und Holzschnitten 
aber keck, sicher und lebendig. Konnte auf diesen der Anblick 
der Wandmalereien Holbeins nicht ohne Einüuss sein, so würde 
sich die Richtung des Berners Nicolaus Manuel Aleman 
(Deutsch) um 1484-1530 noch enger nach dem grossen Aug5_ 
burger bestimmen, wenn er nicht schon vorher durch A. Dürer, 
Hans Fries und H. Baldung Grien beeinüusst worden wäre. Da- 
durch aber entsteht ein Richtungsgemengsel, welches den Dar- 
stellungen des begabten Meisters etwas umsomehr zwitterhaftes 
giebt, als er auch italienische EinHüsse erfährt, welche ihm nicht 
bloss als Baumeister massgebend sind, sondern auch wenigstens 
in den beiden Flügelbildern der Galerie zu Bern, die zGeburt 
Mariäe und den malenden xLucasrc darstellend, zutage treten. 
Mehr deutscher Art ist das Bildchen mit der xEnthauptung des. 
Johannesa und das Bild mit der xhl. Anna selbdritte im Museum 
zu Base]. Übrigens ist nicht zu bezweifeln, dass auch Manuel 
wie Urs Graf nur dann ganz in seinem Elemente sich befmdet, 
wenn seine Gegenstände weltlicher Natur und namentlich dem 
Landsknechtleben entnommen sind, und wenn er sich auf derbe.
	        
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