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Deutschland.
kam nicht zur Ausführung. jedenfalls entsprach seiner Leistungs
fähigkeit die Nachfrage nicht, und da er nicht daran zweifeln
konnte, dass diese Stockung infolge der durch die Reformation
ganz veränderten Verhältnisse keine rasch vorübergehende sei, be_
schloss er, Basel zu verlassen und, von Erasmus empfohlen, auf
einige Iahre nach England zu gehen, r 526. Dabei gab er sich
darüber keiner Täuschung hin, dass er sich dort ausschliessend
auf Porträtkunst zu werfen habe, aber er rechnete mit Grund
darauf, dass des Erasmuy Empfehlung an Thomas Morus ausreichen
würde, ihm zahlreiche und bei dem Reichtum Englands auch
lohnende Aufträge zu verschaffen. S0 entstanden die Bildnisse
seines Günners wThomas Morec, jetzt bei H. Huth in London, des
xSir Henri Guildforde im Schloss zu Windsor (K1. B. 656) der xLady
Guildforda bei Mr. T. Frewen in London, des wErzbischofs Warham
von Canterburya in Lambethhouse zu London, des wAstronomen
Nie. Kratzera aus München und des wHenry Wyata im Louvre, des
wThomas und John Godsalvea in Dresden (K1. B. 455) und des
wBryan Tuker: in München. Das grosse Gruppenbild der vFarnilie
des Thomas Moruse, nach der erhaltenen Skizze des Baseler Museums
sicher hochbedeutend, muss leider als verloren beklagt werden,
Mit erfreulichem Gewinn 1528 nach Basel zurückgekehrt,
fand er die dortigen Zustände noch wesentlich verschlechtert, ja die
Abneigung gegen die Kunst bis zur Bilderstürmerei verschärft.
Hätten nicht die Väter der Stadt dadurch für Arbeit gesorgt,
dass sie die bisher noch ungeschmückte vierte Wand des Rat-
saales in Auftrag gaben, so Würde Holbeiln einfach beschäftigungslog
geblieben sein. Leider sind die wRehabeams Dräuene und wSauls
Begegnung mit Samuela darstellenden Wandgemälde nur mehr ans
den getuschten Federzeichnungsskizzen im Baseler Museum bekannt,
die letzteren lassen jedoch zur Genüge erkennen, dass Holbein
als Historienmaler keineswegs hinter dem Porträtisten zurückstand,
Im Bildnis sah sich der Künstler darauf beschränkt, das Erasmus-
bild Wiederholt zu variieren (Galerie zu Parma und Museum zu
Basel) und ihm das Bildnis Melanchthons zur Seite zu stellen
(Galerie zu Hannover), Während er gewiss das unerfreuliche und
aller Sympathie bare Bild seiner Frau mit zwei Kindern im Museum
zu Base] (K1. B. 74) nicht gemalt haben würde, wenn er ander-
weitig in Anspruch genommen gewesen wäre. Doch war, mochte
auch der Hausstanddes Künstlers ebensowenig fesselnd gewesen
sein, wie jener Dürers, sicher nur der Bestellungsmangel mass-
gebend, wenn Holbein abermals, und zwar diessmal für längere
Zeit nach England ging.