Die
Schwäbischen
Schulen.
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Thätigkeit in Ulm und Umgegend nachweisbar von 1508 bis an
seinen Tod, der wahrscheinlich in das jahr 1541 fällt. Anfangs
Einüüsse von Zeitblom und Hans Holbein d. Ä. verbindend, wie
in den vier Flügeln eines Altarwerks im Museum zu Sigmaringen
oder in den vier Flügelbildern der Sammlung Hainauer in Berlin
(K1. B. 599), erscheint er noch unklar und derb in seinen folgenden
Werken, wie in der wSendung des hl. Geistesc von 1510 in der
Altertümer-Samlnlung zu Stuttgart, oder in den acht Passionsszenen
von 1515 aus Weddenhausen, jetzt in den Galerien von Schleiss-
heim und Augsburg. Erst in dem wenig jüngeren vbreikünigsbildrr
des Germanischen Museums in Nürnberg nimmt er Renaissance
architektur auf, und erreicht unter wachsendem italienischem
Einüuss in den Flügel- und Predellennxalereien des Altars von 1521
im Ulmer Münster seinen Hühepunkt, den er auch in den vier
prunkvollen 1523 und 1524 gemalten Orgelthüren von Wedden-
hausen, jetzt in der Pinakothek zu München, nicht mehr überbietet.
Bei seiner vorgerückten Entwicklung gelzmg es ihm nicht, sich
dem ITELÜSITIÜS ganz in die Arme zu werfen, er blieb daher auf
halbem Wege stehen. Wie seinen religiüsen Bildern, so gebricht
es auch seinen Bildnissen, so tüchtig auch das des Ritters Besserer
im Ulmer Münster erscheint, an charakteristischer Schiirfe. Von
den übrigen Ulmern seiner Zeit genügt es, den Mon ogram-
rnisten CW oder den sog. Meister von Sigmaringen,
lediglich zu nennen.
Zu mehr Eigenart gelangte die Schule von Nlemmingen
durch den in das 16. Jahrhundert gehürigen Sprüssling der alten
Malerfamilie Strigel. Bernhard Strigel wurde zwischen 1460
und 1464 in Memmingen geboren. Zunächst bei seinem Vater
Ivo dann in Ulm bei Zeitblom, schliesslich wohl auch in Augs-
burg bei H. Burgkmair gebildet, war er schon 1506 ein über
Memmingen hinaus gefeierter und selbst von Kaiser Maximiliarvr
begehrter Künstler. In seinen frühesten Werken, wie in dem
doppelüügeligen Altar der städtischen Sammlung zu Memmingen
noch trocken, Hau und reizlos, gewinnt er in den Altarbildern
mit wMarienszenenx von 1515 in der Berliner Galerie, in den
väippenbilderna zu München und Nürnberg, in den Flügeln mit
Darstellungen aus dem xMarienlebenx im Museum zu Stuttgart,
in der vHinxmelfahrt zu Sigmaringen u. a. m. eine nicht uner-
freuliche künstlerische Eigenart. Sein massvoller Realismus, der
milde Ausdruck seiner Küpfe und seine tiefen Farben, worunter
namentlich das Blau eine bedeutende Rolle spielt, zeigen ihn auf
eigenen gutgewählten Bahnen, auf welchen er auch bis an seinen