Volltext: Geschichte der Malerei vom Anfang des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

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Deutschland. 
gab, musste eine Art von Wittenberger Schulc entwickeln, von 
welcher jedenfalls Lu gras Cranach der jüngere 1515-1586 
der bedeutendste, wenn auch erst nach des Vatcrs Todc zur 
Selbständigkeit gelangte Vertreter war. Andere genügt cs nur zu 
nennen. S0 Peter Roddelstadt aus Gothland, genannt Pcter 
Gothland, 1553 als Hofmaler in Weimar nachfolgerld, Wolf. 
gang Kro de l, in Bildern zwischen 1528 und 1555 nachweisbar, 
Hans Brosamer aus Fulda, gestorben 1554, und der Mon0_ 
grammist H K, viellcich Heinrich K ünigsw i e s er aus Prcussen_ 
Übcr ihnen steht ein Maler häheren Ranges, wenn auc-h nicht 
festzustellen ist, ob cr Mitschüler oder Schüler Cranach des Ä_ 
war, nämlich der von der Kunstgeschichte sogenannte Pseudo- 
Grürxewald. Der Name hat kcine andcre Begründung, 31s 
dass sein Träger zu dem sicher von dem zäschaffcnburger Grüng 
wald gemalten Bilde der whh. Erasmus und Nlauritiusra in der Pina- 
kothek zu Münchcn die Flügel gemalt hat und selbst ebenfalls in 
Aschaffenburg seine Thätigkeit entfaltete. Künstlerisch aber stehen 
sie sich so ferne als müglich, Denn die Arbeiten Pseudo-Grime- 
walds sind mit den Cranachschen so nahe verwandt, dass sic von 
hochansehnlichen Autoritäten dem Cranach selbst zugcschrieben 
werden. Sie scheinen sich jedoch von den Arbeiten des letzteren 
durch ihre grüssere Weichheit und Formenschänheit so bestimmt zu 
unterscheiden, dass wir an ihrer besonderen Künstlerindividualität 
festhalten würden, auch wenn sic sich nicht durch das Fehlen 
jeder Bezeichnung von den durchweg signierten Bildern Cranachs 
sondern würden. Weitausdie meisten der dem SOg. Pseudo-Grime- 
wald zuzuschreibenden Werke beünden sich noch jetzt in Aschaffen_ 
burg und deuten auf die Bestellung durch den kunstsinnigen Kur_ 
erzbischof von Mainz, Albrecht von Brandenburg, welchem auch 
das Erasmus-Mauritius-Altarwerk seine Entstehung verdankte. ES 
kann daher der Vermutung die Berechtigung nicht abgesprochen 
werden, dass der Pseudo-Grünewald mit jenem Maler Simon von 
Aschaffenburg (gest. um 1544) identisch sei, welcher als 
vom genannten Kurfürsten weitgehend beschäftigt urkundlich er. 
wiesen ist. 
Während aber Pseudo-Grünewald mit L. Cranach aufs engste 
zusammenhängt, spielt der andere Aschaffenburger Meister, Matthias 
Grünewald eine ganz selbständige Rolle. Leider herrscht 
über dessen Lebensverhältnisse noch manche Unklarheit, wir wissen 
nur, dass er ein Zeitgenosse Dürers war, in Aschaffenburg und 
Mainz das Leben eines düstern Sonderlings führte, und einige 
Zeit sich am Oberrhein aufhielt. Wo er gelernt ist unbekannt,
	        
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