Die
Regensburger
Schule.
War auch Dürers unmittelbare Schule keineswegs gross, 50
reichte doch Dürers Einfluss begreiüicherweise nicht bloss über den
Bann seiner Stadt hinaus, sondern so weit als seine Werke ge-
langten. Wir ünden deshalb an der Donau, am Main, am Ober-
rhein und anderwärts seine Spur. Am stärksten und deutlichsten
vielleicht in der Donaustadt Regensburg, welche, im romanischen
und gotischen Mittelalter eine Hauptstätte der Baukunst und
Bildnerei, schon im 11. Jahrhundert auch der Mittelpunkt deut-
scher Miniaturmalerei gewesen, und zu Ende des 15. Iahrhunderts
den vielleicht hervorragendsten Illuminator Deutschlands, Berthold
Furtmeyr, besessen hatte. Aus der Miniaturmalerei entsprang auch
zweifellos die Schule der Regensburger Tafelmaler des 16. jahr.
hunderts, was indes nicht ausschliesst, dass diese auswärts nach
entsprechendem Unterricht sich urnthaten und als Gesellen vorab
in Nürnberg und Augsburg Gesichtskreis, Technik und Stil er-
welterten.
Das Haupt der Schule warAlbrecht Altdorfer, unbe-
kannter Herkunft, geboren um 1480, I 505 aus Amberg nach Regens-
burg übergesiedelt und dort zum Bürgerrecht, wie durch rege
Thätigkeit als Baumeister, Maler und Kupferstecher bald zu
Wohlstand und städtischen Würden gelangt. Ob er sich unter
A. Dürer oder unter dem EinHuss seiner Werke gebildet, wie 01)
er seiner Wanderschaft die Kenntnis Aptscher Art in Augsburg
wie der Grünewaldschen Richtung verdankte, ist nicht nach-
weisbar. Gewiss ist nur der Einfluss davon auf seine miniatur-
artige Kunst, wobei die Landschaft, vielleicht zum Teil im An_
schluss an den genannten Regensburger Miniaturisten, eine Haupt-
rolle spielte.
S0 schon in dem Diptychon vdes stigmatisierten Franciscus
und des hl. Hieronymuse und in der vSatyrfamiliec von 1507_
wie in der wRuhe auf der Fluchta von 1510, sämtlich in Berlin_
In dem phantastisch angeordneten letzteren Bilde ist Dürers
Einfluss Lmverkennbar. Ist aber schon hier die Landschaft mit
den malerischen Architekturen und Ruinen, wie mit dem Pracht-
brunnen überwiegend, so wird in dem wDrachenkarnpf des hl. GCOIgQ
von 1510, in der Pinakothek zu München, der Vorgang zur fast
verschwindenden Staffage einer stimmungsvollen tonigen Wald.
landschaft, welche übrigens durch den feinen zeichnerischen
Vortrag stark an das federzeichnungsartige Liniengeriesel Dürers