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Deutschland.
schnittserie des wMarienlebensa wuchs an Schänheit und Em-
pfindung über die ersten Bildercyklen hinaus.
Bei alledem scheint an dem strebsamen Meister das Gefühl
genagt zu haben, dass er das nicht zu erreichen vermochte, was
ihm als Ideal vorschwebte und von den Leistungen eines Mantegna
und Bellini entzückend in der Erinnerung geblieben war. Die
Nähe des in Nürnberg angesiedelten Jacopo de' Barbari vermochte
ihm bei dessen mehr niederlfindischer Art das nicht zu ersetzen,
und so suchte er nach einem Anlass, die Wanderung über die
Alpen wiederholen zu künnen. Ein solcher bot sich dadurch,
dass die deutsche Kaufmannsgilde zu Venedig den Wunsch hegte,
für die Kapelle des neuen Kaufhauses ein Altarbild bei einem
Landsmanne in Auftrag zu geben, und Dürer särxmte nicht, im
Herbst 1505 den Weg nach der Lagunenstadt abermals anzu-
treten. Unter dem nicht bloss aufgefrischten, sondern wesentlich
verstärkten Einüuss der Werke des grossen Bellini schuf er nm-
vom Ianuar bis Ende September 1505 das küstliche Bild des
sog. vRosenkranzfestesc , welches später vom Kaiser Rudolph 11_
e-rworben und nach Prag gebracht, sich jetzt im Besitz des
Klosters Strahow in Prag und neuestens im Rudolphinum daselbst
aufgestellt ündet. Es ist ohne Zweifel das bis dahin bedeutendste
Altarwerk des Meisters und zwar weniger durch die teilweisen
Einwirkungen venetianischer Vorbilder, als durch das eigene
Wachsen des Meisters unter der fürderlichen Anregung der her_
ausgeforderten Rivalität. Das grossartige Werk liess dem Meister
in diesem glücklichsten Jahre seines Lebens noch Zeit zu einigen
kleineren Arbeiten. Von solchen haben sich erhalten: der wzwijlf.
jährige Christus unter den Schriftgelehrtena in der Galerie Ban
berini in Rom, die miniaturartige xKreuzigung Christix in der
Galerie zu Dresden und die neuerlich aus englischem Privatbesitz
in die Berliner Galerie übergegangene vMadonna mit dem ZeiSigQ
ausser zwei männLichen Bildnissen Min Palazzo Brignole-Sale zu
Genua und in der Wiener Galerie.
Mit schwerem Herzen riss sich der Meister im Frühjahl-
1507 aus der Lagunenstadt, die ihm die ehrendste Teilnahme
der Künstler wie der Günner, ja selbst ein bedeutendes Gehalts-
anerbieten der Signoria enfgegengebracht, 10s, um wieder in die
karge Heimat zurückzukehren. Seine in Venedig gezeichneten
Aktstudien aber ermüglichten es ihm, noch in Nürnberg von dem
italienischen Gewinn zu zehren, indem er noch 1507 die beiden
lebensgrossen Gestalten von Adam und Eva ausführte, Welche
jetzt die Galerie des Prado zu Madrid bewahrt (K1. B. 28. 29)