Deutsehland.
Albreeht
Dürer.
Das 15. Jahrhundert liess uns in den Malereien der Nürn-
berger und Ulmer Schule mehr eine typische Lokalkunst als be-
stimmt zu sondernde Leistungen einzelner Meister erkennen. Nur
selten über ein gemeinsames Gepräge sich erhebend, erwecken
sie in ihrer grossen Mehrzahl lediglich den Eindruck handwerk-
licher Werkstattarbeit, in welcher anderes weder angestrebt noch
gefordert wird, als ein gewisser Grad von Handfertigkeit in jener
Behandlungsweise, wie sie durch die angeseheneren Werkstattvor-
stände normiert ist und die Abnehmer durch die Gewohnheit
befriedigt. Es spielt daher die Gesellenarbeit eine weitgehende
Rolle und die Haftbarkeit des Gescluäftsoberhauptes bei Bestellungen
erstreckt sich nicht weiter als auf Einhaltung der Termin- und
Preisbedingungen, auf gute Materialien, auf eine gewisse Sorgfalt
der Durchführung und hüchstens darauf, dass et wnichts Unge-
staltesc darin gedulde; eigenhändige Arbeit aber war selten vor-
geselmen, wie auch die Verteilung der Arbeit dem Unternehmer
ganz anheimgestellt blieb.
Das 16. Jahrhundert aber bedeutete auch in Deutschland
die Entfesselung und Würdigung des Individuums. Das Talent
konnte und durfte jetzt dem Bann typischer und gewerbennässiger
Anforderung entwachsen, der Künstler gelangte zur vollen Geltend-
machung seiner Persünlichkeit. Es handelte sich nun nicht mehr
darum, ebenso Gutes wie allerwärts, sondern darum, Besseres wie
sonst zu leisten und zu empfangen, und die Schablone befriedigte
nun ebensowenig den Künstler wie den Besteller. Es handelte
sich nun nicht mehr um Nürnberger, LThner, Augsburger, Kol-
marer Werkstatttüchtigkeit, sondern um die Leistungen hervor-
ragender Meister, bei welchen es nicht mehr ins Gewicht üel, wie
weit sie mit fränkischer oder schwäbischer Leistungsfähigkeit zu-